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 www.wander-mueller.de 







Wanderungen

im

Spanischen Nationalpark „Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido“








Inhalt

Vorwort

Allgemeine Infos

Routenplanung

Der Wanderbericht

Vorwort

Bei unserer Pyrenäentour vom Atlantik zum Mittelmeer (siehe Pyrenäentraverse) sind Gerd und ich nur an einem Tag in diesen Nationalpark gekommen, und zwar in den äußersten Nordostzipfel, den Circo de Pineta. 2011 haben wir den Park erkundet. Die große Frage bei der Planung war, wie realisiere ich das ganze. Mit Standquartier? Dann sind mehr oder weniger lange Anfahrten (eventuell mit eigenem Pkw) erforderlich. Mit wechselndem Standquartier? Das geht nur mit eigenem Fahrzeug. Oder kann man den Wechsel zu Fuß machen? Wohl kaum. Die dritte Möglichkeit ist eine Streckenwanderung oder gar Streckenrundwanderung. Das erfordert jedoch das ständige Tragen eines schweren Rucksacks. Und - im ganzen Nationalpark gibt es nur eine bewirtschaftete und stets total überfüllte Hütte, den Refugio de Góriz. Ich schwankte zwischen den Möglichkeiten hin und her. Dann entschied ich mich für eine Streckenrundwanderung. Diese zu planen war nicht leicht, denn es galt, zu gefährliche Passagen zu meiden und dennoch eine attraktive Route zu finden. Das war die Lösung für Weitwanderer, bei der man sich auch außerhalb des Parks an der Peripherie bewegt. Kein Fahrzeug wird während der Wanderung gebraucht. Allerdings bedeutet dies: Schwerer Rucksack inklusive Zelt oder (besser) Biwak. Das Problem ist, dass man die Unterkünfte höchstens ein paar Tage im Voraus buchen kann, da man z.B. wegen schlechten Wetters nicht weiterkommt. Das bedeutet Ungewissheit, ob man drinnen einen Schlafplatz findet. Und wegen der schlechten Infrastruktur muss man sowieso des öfteren draußen übernachten.

Die Wege sind teilweise sehr gefährlich. Bei Schnee, Eis oder Nässe ist von einer Begehung strikt abzuraten, da sonst Lebensgefahr besteht. Außerdem wird durch Gewicht und Größe des Rucksacks das Klettern beschwerlicher und gefährlicher. Außerdem sind die Wanderstöcke beim Klettern sehr hinderlich. Jeder muss sein Können selbst einschätzen und ist für sich selbst verantwortlich. Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und beste Kondition sind eine Grundvoraussetzung.

Die Anfahrt per Bahn und Bus zur französichen Seite ist einfacher als zur spanischen. Der wichtigste Grund, auf der Nordseite zu beginnen, ist jedoch der Cirque de Gavarnie im französischen Parc National des Pirénées. Er dürfte das schönste Felshalbrund der Pyrenäen sein. Und – es ist nur ein Katzensprung in den spanischen Nationalpark.

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Allgemeine Infos

Der Alpenvereinsausweis ist sehr nützlich.

Wanderkarte mit kleinem Führer
Ordesa y Monte Perdido – Parque Nacional – Mapa 1 : 25.000 – Editan: Ministerio de Fomente, Ministerio de Medio Ambiente – Prames S.A.. Dazu gibt es einen kleinen Führer (Guia) auf spanisch.

Wanderführer
Roger Büdeler, Pyrenäen 1 – Die schönsten Tal- und Höhenwanderungen, Rother Wanderführer. Dieser Führer beschreibt die schönsten Tagestouren in den Zentralpyrenäen. Einige Abschnitte meiner Wanderung sind mit diesen Routen identisch.

Zelten
Zelten ist verboten, aber reglementiertes Biwakieren erlaubt, außer in den besonders geschützten Zonen (Zonas de Reserva). Diese sind:

Umbría de Ordesa o Pozino d'Arazas (das Gelände südlich des Rio Arazas im Ordesatal)
Glaciar de Monte Perdido
Glaciar del Pico Añisclo (Soum de Ramond)
Gruta de Casteret / Espluca Negra (die Höhle liegt am Weg von der Brèche de Roland zum Refugio Góriz)

Biwakieren wird wie folgt definiert: Übernachten im Freien, also im Biwaksack, aber auch für die Nacht das Aufstellen eines Zeltes, das nicht höher als 1,30 m sein darf und zu Beginn des folgenden Tages abgebaut werden muss.

Oberhalb folgender Grenzen darf biwakiert werden:
Sector Ordesa: 2.100 m (Clavijas de Soaso / Suaso)
Sector Añisclo: 1.800 m (Fuen blanca)
Sector Escuaín: 1.800 m (La Ralla)
Sector Pineta: 2.500 m (Balcón de Pineta / Bolán de Marmorés)

Quellen: Führer zu o.g. Karte und eine Website, die ich 2021 nicht mehr auffinden konnte. 

Es ist sehr empfehlenswert, mit Stöcken zu gehen. Da ich selbst das erste Mal Stöcke verwendete, tat ich mir schon etwas schwer. Stockanfängern ist daher zu raten, vorher zu üben.

Über den Nationalpark informiert diese Wikipedia-Seite. Da der Nationalpark in der autonomen Region Aragonien liegt, verweise ich noch auf diese Seite von Wikipedia. Auch auf die private Seite eines Pyrenäenfreundes möchte ich verweisen: www.mitrucksack.de

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Routenplanung

Obwohl wir die Rundtour nunmehr gegangen sind, lasse ich die nachfolgende Planung stehen, weil sie viele Links enthält, die zu schönen Fotos leiten. Außerdem sind Infos enthalten über die Etappen, die wir nicht unternommen haben.

1. Tag: Gavarnie – Refuge de la Brèche de Roland ou des Sarradets
Die schönste Sicht auf diesen Felskessel hat man, wenn man sich ihm von Gavarnie aus nähert. Der Anblick ist überwältigend (Panorama-Foto: www.mitrucksack.de). Dann folgt die erste Prüfung, der Klettersteig über die Échelle des Sarradets (Leiter der Sarazenen)(Fotos) am rechten Rand des Kessels. Der Name dieses Steigs geht auf das Rolandslied zurück, denn der Verfasser machte aus Glaubensgründen die Basken zu heidnischen Sarazenen. Es handelt sich hierbei nicht um eine Eisenleiter, sondern um natürliche Felsstufen. Sodann erreicht man den Refuge de la breche de Roland ou des Sarradets (4 h, 8 km).

Über die Échelle gibt es viele Infos und Fotos. In die Suchmaschine eingeben: „Échelle des Sarradets“. Im folgenden gebe ich diese Hinweise nicht mehr, da man ja jeden Namen in die Suchmaschine eingeben kann und meistens Informationen bekommt. Es gibt jedoch tolle Fotos, auf die ich auch weiterhin per Link aufmerksam mache.

2. Tag: Refuge de la Brèche de Roland – Primitive Hütte unterhalb der Clavijas de Cotatuero
Ein kleiner Gletscher und der Glacier de la Brèche sind zu passieren, dann steht man in dem Naturphänomen Brèche de Roland (spanisch: Brecha de Rolando, aragonesisch: Breca Roldán) (1 h, 1 km). Tolle Fotos: www.google.de, Panorama-Fotos: www.mitrucksack.de

Es bietet sich ein Abstecher zum El Dedo (der Finger) an. Foto: www.mitrucksack.de

Den Abstecher kann man noch erweitern zur Punta Negra / Punta Taillón (3.146 m), einem wenig schönen Berg, aber mit phantastischer Aussicht (2 h, 3 km). Panorama-Foto: www.mitrucksack.de

Leider muss man wieder zurück zur Bresche (3 h, 5 km), dann hinab in den Barranco Breca (Panorama-Foto: www.mitrucksack.de) bis zu den Planas de Narziso (4 h, 7 km). Der Weg geradeaus führt zur Faja de las Flores (spanisch: Faja, aragonesisch: Faixa, in diesem Zusammenhang bedeutet das « Gesimsband », viele Fotos: www.google.de/images) und zu den Clavijas de Cotatuero. Viele Fotos: www.google.de/images

Beide sind mir zu gefährlich. Man braucht sich nur die Fotos anzuschauen. Die Faja de las Flores ist zwar ein absolutes Highlight, aber Sicherheit geht vor. Außerdem sind die Panoramen von anderen Bändern oder Plätzen genau so schön.

Wir biegen also rechts ab (Richtung Westen) zur Collata dero Pelón (5 h, 10 km) und dann nach Süden, vorbei am Abzweig zur Faja de las Flores, zum Rincón (spanisch: circo) de Salarons (6 h, 12½ km) und zum Circo de Carriata. Viele Fotos: www.google.de/images

Hier kann man die ebenfalls gefährlichen Clavijas de Salarons (viele Fotos: www.google.de/images) umgehen auf dem Paso de la Fajeta. Auch das bedeutet Kletterei und ausgesetzte Wege, aber nicht gar so schlimm. Für einen Abstecher auf den Tozal (Anhöhe, Bergspitze) del Mollo wird wohl keine Zeit bleiben.

Kurz nachdem beide Wege wieder zusammenführen (7 h, 14 km) wartet auch auf uns eine Faja, die Faixa Racón. Dieser Gesimsweg führt, wie die Faja de las Flores, an der Felswand der Punta Gallinero vorbei, nur eine Etage tiefer. Wir überqueren den Barranco Gallinero mit seinem Wasserfall und gelangen schließlich in den Circo de Cotatuero unterhalb der gleichnamigen Clavijas. Etwas unterhalb gibt es eine primitive Hütte (cabaña, abrigo), in der wir hoffentlich für die Nacht ein Plätzchen finden (9 h, 18 km).


3. Tag: Hütte – Refugio de Góriz
Heute wandern wir auf der längsten Faja ca. 600 Hm über dem Tal des Río Arazas. Nach einer hoffentlich einigermaßen geruhsamen Nacht steigen wir zunächst ca. 500 Hm ab ins Tal des Río Arazas (1 h, 2 km). An dem großen Parkplatz La Pradera (1½, e km) hat im Sommer eine Bar geöffnet. Auf der gegenüber liegenden Seite steigen wir auf der Senda de los Cazadores (ehemaliger Jägerweg) ca. 700 Hm auf zum Mirador de Calzilarruego (2.000 m) (3 h, 5 km) und biegen links ab auf die Faja de Pelay (viele Fotos: www.google.de/images). Ständig bieten sich imposante Tiefblicke ins Tal. Nach einer Biegung nach Nordosten gehen wir auf den mächtigen Talkessel Circo de Soaso zu, über dem sich die Tres Sorores – Cilindro, Monte Perdido und Pico Añisclo– erheben (5½ h, 13 km). Auf einem alten Maultierweg (Camino de las Mulas) steigen wir am Ende des Talkessels an. Somit umgehen wir die Clavijas de Soaso (viele Fotos: www.google.de/images) und erreichen auf 2.195 m Höhe den Refugio de Góriz (7 h, 16 km).

Entspricht bis Circo de Soaso der Tour Nr. 17 im Rother-Wanderführer.

4. Tag: Refugio de Góriz – Cañon de Añisclo
Auf der Faixa Ixazinto oder auf dem GR 11 wandern wir hinunter Richtung Südosten. Beide Wege vereinen sich an der Collata Arrablo (1 h, 2½ km). Der GR 11 teilt sich. Wir gehen hinunter auf der Riberata Arrablo und erreichen an der Mallata Candal die Talsohle des Añisclo-Canyons, wobei wir auch ein kurzes Stück auf der Faixa Fuen Blanca unterwegs sind (2 h, 6½ km). Viele Fotos: www.google.de/images

Am südlichsten Punkt unserer Schluchtwanderung liegt in einem höhlenartigen Felsvorsprung die Ermita de San Úrbez, die uns sicherlich eine Übernachtungsmöglichkeit bietet (6 h, 18½ km). Viele Fotos: www.google.de/images

Entspricht ab La Ripareta der Tour Nr. 20 im Rother-Wanderführer

5. Tag: Cañon de Añisclo –Refugio de Plana Canal
Auf dem GR 15 steigen wir ca. 600 Hm auf in den östlichen Wänden des Canyons zum Collado de las Puertas (3½ h, 3 km). Dann wenden wir uns nordwärts zu den phantastischen Gipfeln der Sestrales Bajo und Sestrales Alto, 2.101 m (5 h, 5 km). Weiter Richtung Norden erreichen wir die primitive Hütte Refugio de Plana Canal (6½ h, 11 km).

Entspricht bis Sestrales Alto der Tour Nr. 23 im Rother-Wanderführer.

6. Tag: Refugio de Plana Canal – Escuaín bzw. Lamiana
Zunächst wandern wir weiter nach Norden, am Rand des Añisclo-Canyons zum Refugio d'a San Bizienda (1 h, 3 km). Bald danach wenden wir uns nach Südost und gehen nach dem Aufstieg auf den Cúello Viceto, stets an Höhe verlierend, zuletzt auf der Senda Colgada, nach Escuaín (ca. 1.200 m) (5½ h, 13 km). Escuaín ist ein verlassenes Dorf, aber es gibt offenbar den Albergue de Escuain. Mich macht stutzig, dass er im Begleitheft erwähnt, aber auf der Karte nicht eingezeichnet ist. Fotos Escuain und Garganta: www.google.de/images.

Wenn man am nächsten Tag die Rundtour durch die Garganta de Escuain vorhat (s.u. Tag 7 a), sollte man nicht das letzte Stück auf der Senda Colgada gehen, sondern auf einem südwestlichen Parallelweg, da die Rundtour auch durch die Garganta de Escuain führt.

Wenn man die Rundtour am nächsten Tag nicht gehen will, sollte man an diesem Tag noch auf dem GR 15 über Estaroniella (6½ h, 16½ km) nach Lamiana weiterwandern (7½ h, 19 km). Hier gibt es das Hotel de Montaña Lamiana (www.staragon.com) und einen Campingplatz.

Die Senda Colgada entspricht einem Teilstück der Rother-Tour Nr. 26.

7. Tag: Lamiana – Refugio de Foratarruego
Die nächsten 5 km nach Rebilla müssen wir leider auf Asphalt gehen (1 h).

Dann wandern wir auf dem Camino de los Miradores und genießen phantastische Tiefblicke vom Mirador de Gratarella und vom Mirador de Sacos (2 h, 7 km) in die Schlucht. Dann steigen wir auf, mehrere Barrancos querend, bis zu der Selbstversorgerhütte Foratarruego (1.980 m) (4½ h, 13 km). Hier haben wir einen phantastischen Blick in den riesigen Felskessel Circo de Gurrundué.

Den Camino de los Miradores beschreibt Rother mit der Tour Nr. 27, den Weg zum Circo de Gurrundué mit der Nr. 28.

8. Tag: Refugio de Foratarruego - Refugio de Pineta 
Nur wenige Wanderer verschlägt es in diese Gegend. Wir steigen weiter auf Richtung Norden am Ostrand des Felskessels bis ca. 2.300 m Höhe (1 h, 1 km). Dann wenden wir uns nach Osten und wandern mehr oder weniger eben ca. 7 km weit an Felshängen entlang bis Portiello Tella (4 h, 8 km). Nach Norden abbiegend erreichen wir auf dem GR 19.1 schließlich die Selbstversorgerhütte Montinier (5 h, 10 km). Nun geht es hinab ins Valle de Pineta mit dem Rio Cinca. Vorbei an Campingplätzen und weiteren Übernachtungsmöglichkeiten kommen wir in dem breiten Tal schnell voran zum Refugio de Pineta (9 h, 24 km) Foto

9. Tag: Valle de Pineta – Refugio de Tuca Roya (2.669 m)
Heute wandern wir im Circo de Pineta (viele Fotos) Wir queren das Bachbett des Rio Cinca und steigen zur Faja de la Tormosa (Rother-Tour Nr. 30) an (2 h, 3 km). Es bieten sich phantastische Ausblicke. Ein Stück hinter der Cascada de Marboré (4 h, 8 km) biegen wir links ab und steigen steil hinauf, vorbei am Balcón de Pineta (2.500 m), zum Lago de Marboré (2.595 m) (7 h, 11 km). Noch steiler hinauf geht’s schließlich zum Rifugio (8 h, 12 km).

10. Tag: Refugio de Tuca Roya – Gavarnie
Wir überschreiten die Grenze nach Frankreich und befinden uns im Cirque d'Estaubé. Bald zweigt rechts ein Pfad ab zum Puerto de Pineta (Forqueta la Lera), wo man wieder in den Circo de Pineta zurückwandern kann. Wir biegen jedoch links ab und befinden uns nun in Gegenrichtung auf dem Weg, den Gerd und ich 2008 von Gavarnie aus gegangen sind. Wir überschreiten die Hourquette d'Alans (2.430 m) (2 h) und erreichen den Refuge Espuguettes (3 h) (2.027 m). Noch 600 Hm Abstieg, und wir haben Gavarnie wieder erreicht (5 h).


Diese geplante Rundstreckenwanderung ist gewissermaßen die Rumpftour, wenn man nur zwei Wochen zur Verfügung hat. Allerdings kann ich nur empfehlen, mindesten drei Wochen einzuplanen, um wetterbedingt Puffertage zu haben und um dem vorgenannten Rumpf auch noch Arme und Beine zu verleihen. Damit meine ich phantastische Tages(rund)wanderungen, die man noch anhängen kann. Im folgenden werde ich einige vorstellen:


Tag 3 a: Durch das Ordesa-Tal
Am 4. Tag kommen wir herunter von der Hütte an den Clavijas de Cotatuero ins Ordesa-Tal (1 h, 2 km). Statt rechts nach La Pradera zu gehen, wenden wir uns links und wandern am Fluss entlang zum Circo de Soaso (4 h), an dem wir am nächsten Tag auch vorbeikommen. Wir nehmen denselben Weg zurück und übernachten in einer einfachen Hütte an der Flussenge L'Estrecho (6 h). Am nächsten Tag gelangt man auf der linken oder rechten Flussseite zum ursprünglichen Weg am Parkplatz La Pradera

Entspricht weitgehend der Rother-Tour Nr. 15

Tag 4 a: Abstecher vom Añisclo-Canyon
Einige hundert Meter nördlich der Ermita de San Úrbez führt ein wenig begangener Faja-Weg durch die Schlucht des Rio Aso hinauf zur Cueva de los Moros und weiter zum Puente de la Espucialla und nach Nérin. Zurück geht es auf dem GR 15 über das verlassene Dorf Sercué wieder hinunter in den Añisclo-Canyon, den man am Puen Cera Escalialla erreicht. Noch ca. 1,5 km nach Süden auf dem vom Vortag bekannten Weg, und wir sind wieder an der Ermita (4 h).
Entspricht teils der Rother-Tour Nr. 21.

Es gibt mehrere Variationsmöglichkeiten. Man kann am 4. Tag vom Puen Cera Escalialla statt zur Ermita gleich auf den GR 15 nach Westen abbiegen, also in umgekehrter Richtung wie zuvor beschrieben gehen, und in Nérin übernachten. Siehe
www.tourist-online.de/hotels/Nerin.

www.nerinrural.com/portal.htm

Am nächsten Tag dann durch die Schlucht des Rio Aso zur Ermita und weiter wie am Tag 5. Dadurch erspart man den Zusatztag, was allerdings durch zwei lange Tagesetappen erkauft werden muss. Man kann aber auch einen Halbruhetag in Nérin einlegen und die 3½-Stunden-Tour zum Pico Mondoto (1.960 m) unternehmen (Rother-Tour Nr. 21). Von dort hat man eindruckvolle Ausblicke auf die zersägte Westflanke des Añisclo-Canyons

Tag 6 a: Rundwanderung durch die Garganta de Escuaín
Nach einer ¾Stunde erreichen wir die Surgencia (Quelle) del Yaga und das darüber liegende Höhlensystem von Escuaín. Dann wandern wir durch die phantastische Schlucht Garganta de Escuaín. Nach der Seitenschlucht Barranco Garganta (2¼ h, 2½ km) gehen wir auf der Senda Colgada wieder zurück bis Escuaín (5 h, 7 km), dann weiter auf dem GR 15 über Estaroniella (6½ h, 16½ km) nach Lamiana (7½ h, 19 km) (siehe Tag 7)

Der Weg durch die Schlucht entspricht der Rother-Tour Nr. 26.


Tag 8a: Rundwanderung zu den Ibons de la Larri

Vom Refugio de Pineta zum Refugio de la Larri (Schutzhütte). Von dort auf einem Rundwanderweg zum Salto (Wasserfall) de la Larri und den Gorgos del Tromacal. Auf dem Rückweg vom Refugio de la Larri über die Cascadas de la Larri.


Quellen:

Rother Wanderführer Pyrenäen 1
Ordesa y Monte Perdido, Mapa y Guia, Centro Nacional de Información Geográfica www.cnig.es

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Der Wanderbericht

Vorweg: Es hat fast alles geklappt, so wie es geplant war. Die Tour war sehr anstrengend, teils gefährlich. Ich muss, was ich am Anfang der obigen Routenplanung gesagt habe, wiederholen: Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit und beste Kondition sind eine Grundvoraussetzung. Aber, wie die Praxis gezeigt hat, alpine und klettertechnische Erfahrung sind weitere unbedingte Voraussetzungen. Wer noch nie im ausgesetzten Gelände geklettert ist, wird sich - besonders beim Abstieg ins Ordesatal - möglicherweise gar nicht trauen, dort hinunterzusteigen. Am besten geht man diese Tour nur zu zweit, aber auf keinen Fall alleine. Es gibt nämlich ein Kapazitätsproblem mit der Unterkunft in den Schutzhütten. Eine Alternative ist die Mitnahme eines Zeltes. Da müssen aber die Vorschriften beachtet werden (siehe oben). Allerdings hatte ich den Eindruck, dass viele Camper sich nicht daran halten.



Gerd Fouquet hat folgende Übersicht erarbeitet und mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt:

Ordesa y Mte Perdido

10.08.-30.08.2011

Datum

Verlauf

Entf-km

Hm
auf

Hm
ab

Literatur

10.08.

NW ab:06:32, KL an:06:59, KL ab:07:22, Paris Est an:09:49,

Paris Montparnasse ab:14:40, Lourdes an:20:14, Übernachtung:Hotel Lutetia, Rue de la Gare 19, Lourdes: (0033 0562 942285)





11.08.

Lourdes ab:08:50Uhr, (Pierrefitte Nestalas, - ,Pierrefitte Nestalas ab:,Luz St.Sauvier, - Luz St.Sauvier), Gavarnie an:10:43Uhr
Übernachtung:Gîte Aubergue Oxygène





12.08.

Gavarnie (1365m) – Hotellerie du Cirque (1570m)(1h/3km)(rot) – Échelle des Sarradets (1800m)(1,75h/5km)(o.M.) -
Ref. des Sarradets (2587m)(4h/8km)(o.M.)(0683 381324)

8

1320

100

Joosten: S. 133

13.08.

Ref. des Sarradets – Brèche de Roland (2805m)(1h/1km)(o.M.) -
Pic du Taillon (3144m)(2h/3km)(OS3) -
Cuello Blanco (2836m)(4h/7km)(o.M.)
Collato dero Pi llòn (2400m)(5,5h/10km)(SPN4) –
Rincòn de Salarons (2450m)(6h/12,5km)(SPN4) –
Paso de la Fajeta (SPN4) -
Circo de Carriata (1850m)(7,5h/14km)(SPN4) – Unterstand(1700m)(9h/16km)(SPN4)

16

600

1600

Joosten: S. 133
Rother: 18
SPN.: 4
SPN: 5, 12

14.08.

Unterstand – La Pradera de Ordesa (1300m)(1h/3km)(SPN4) -
El Pilar (1350m)(1,5h/5km)(SPN5, GR11) – L'Estrecho (1500m)(3h/7km)(SPN2 oder OS1, GR11)-Refugio de Soaso (1700m)(4h/10km)(SPN2, GR11)

10

500

400

Rother: 15
OS:1
SPN: 5
SPN: 2

15.08

Refugio de Soaso – Circo de Soaso (1750m)(0,5h/2km)(GR11).- Mirador de Calcilarruego (2000m)(3h/8km)(SPN3) – „Faja de Pelai“ (1900m-2000m)(SPN3) – Circo de Soaso (1850m)(6h/14km)(SPN3) – „Camino de las Mulas“ - Ref.Goriz (2195m)(8h/17km)(SPN3,GR11)(0974 34 12 01)

17

900

500

Rother: 17, 15
SPN: 3
Res:
goriz 11-98321

16.08.

Ref.Goriz – Collato Arrablo (2349m)(0,75h/2,5km)(GR11,OS4) – Mallata Candal (1740m)(2,5h/6,5km)(GR11,OS4) – Fuen Blanca
La Ripareta (1420m)(4,5h/10,5km)(SPN7) –
Puen Cera Escalalla (1040m)(6h/16,5km)(SPN7) –
O Portello (1195m)(7h/17,5km)(GR15) – Sercué (1140m)(7,5h/18,5km)(GR15) – Nerin (1280m)(21,5km/8,5h)(GR15), Albergue Anisclo (0974-489010)

21,5

750

1600

Rother: 20
SPN: 7

17.08.

Nerin – Ermita de Sta Maria – Fuen dera Lenera – Pico Mondoto (1957m)(2h/4km)(gelb) – Nerin (1280m)(3,5h/8km)

8

800

800

Rother:21

18.08.

Nerin – Straße nach Sercue - Puente della Espucialla (1050m)(1h/3km)(o.M.) - Puente Mallarguero (1050m)(1h/2km)(o.M.) – Canyon de Rio Aso(o.M.) - Ermita San Urbez (980m)(2,5h/4km) – Nerin (1280m)

5

150

250

Rother: 21

19.08.

Nerin – Ermita San Urbez (980m)(1,5h/6km) - Collato as Puertas (1940m)(5h/11km)(GR15bisCampoPlano) - Sestral Bajo (2075m)(6h/13km)(OS5) - Sestral Alto (2101m)(6,5h/14km)(OS5) – Ref. Plana Canal (1741m)(8,75h/18km)(OS5)

18

1400

1000

Rother:23, 24

20.08.

Ref Plana Canal - Ref de San Vicente (1725m)(1h/3km)(SPN9) – Collado Vicente (2002m)(2,5h/6km)(SPN9) – Puen dos Mallos (1600m)(4h/9km)(o.M.) – Garganta de Escuain – Surgencia del Yaga (1060m)(8h/12km)(o.M). Escuaín (1250m)(9h/13km)(OS7) -
Estaronello (900m)(10,5h/17km)(GR15) – Lamiana (1100m)(11,5h/20km)(GR15)
Hotel Montana Lamiana:0974 341066

20

950

1500

Rother: 26
SPN: 9, 16

21.08.

Lamiana – Rebilla (1200m)(1h/5km)(Straße) – Mirador de Gratarella (1250m)(1,5h/6,5km) - Mirador de Sacos (1250m)(2h/7km) - Barranco de Arragones (1400m)(3h/9km)(OS8) – Ref. Foratarruego (2000m)(5,5h/13km)(OS8)

13

1000

200

Rother: 27, 28
SPN: 19

22.08

Ref. Foratarruego – Abzweig (2350m)(1,5h/2km)(OS8) –
Portellio Tella (2095m)(4h/10km)(o.M.) -
Ref. Montinier (1650m)(5h/12km)(GR19.1) – Bielsa (1000m)(7,5h/14km)(GR19.1) Hostal Matazueras

14

750

1600


23.08.

Ruhetag in Bielsa





24.08.

Bielsa - Embalse de Pineta( 1150m)(1h/2km)(w.g.)
Ref. de Pineta (1240m)(4h/12km)(w.g.)(0974 501203)

14

300

100


25.08.

Ref. de Pineta – Faja de la Tormosa (1960m)(2h/3km)(GR11, OS9) – Cascada de Marboré (1650m)(4h/8km)(OS9) – Parador de Pineta (1300m)(5,5h/10km) – Ref. de Pineta(1240m)(6h/12km)(w.g.)

12

900

900

Rother: 30
SPN:10

26.08.

Regentag im Ref de Pineta





27.08.

Ref. de Pineta – Parking Pineta (1280m)(0,5h/2km) – Balcon de Pineta (2500m)(4,25h/6km) - Lago de Marboré (2595m)(5h/7km)(SPN10) – Ref. Tuca Roya (2666m)(5,75h/8km)(o.M.)

8

1500

100

Rother: 32

28.08.

Ref. Tuca Roya – Cirque d'Estaubé(2250m)(1h/2km)(o.M.) - Hourquette d'Alans (2430m)(2,5h/4km)(o.M.) -
Ref. des Espuguettes (2027m)(4h/6km)(o.M.) - Gavarnie (1365m)(5,5h/8km))(o.M.)

8

300

1600

Joosten: 141

29.08.

Gavarnie ab:09:30 Uhr – Lourdes an:11:15 Uhr

Lourdes ab: 22:14 Uhr





30.08.

Paris Gare Austerlitz an:07:40 Uhr – Paris Gare de l'Est ab:09:09 Uhr – Kaiserslautern an: 11:45 Uhr – KL ab:11:58 – NW an:12:25 Uhr







(o.M.): Pfad(spuren) mit Steinmännchen
(w.g.): weiß-gelb
(SPN): Sentiero Parque Nacional





Der Wanderbericht

Co-Autor: Gerd Fouquet

Fotos durch Mausklick vergrößern!!


Mittwoch, 10.08.2011

Die S-Bahn brachte uns nach Kaiserslautern und der 15 Minuten verspätete ICE nach Paris. Mit der Metro-Linie 4 erreichten wir den Gare Montparnasse. Nach 4 Stunden Wartezeit konnten wir mit dem TGV bis Lourdes weiterfahren, wo wir um 20:14 eintrafen. Nachdem wir vergeblich versucht hatten, noch am Bahnhof Informationen über die Weiterfahrt nach Gavarnie zu erhalten, begaben wir uns zunächst ins vorausgebuchte Hotel Lutetia, 5 Minuten vom Bahnhof entfernt. Zu unserer Freude erfuhren wir später, dass es einen Direktbus der Firma Maligne nach Gavarnie, unserem Ausgangspunkt, gibt. Nachdem wir auch noch die Abfahrtszeit erfahren hatten, konnten wir beruhigt schlafen.

Donnerstag, 11.08.2011

Nach dem Frühstück machten wir uns rechtzeitig auf zur Bushaltestelle. Zur Sicherheit informierten wir uns noch bei der Auskunft im Bahnhof und wurden erstaunlicherweise auf den SNCF-Bus mit Umsteigen in Pierrefit Nestalat verwiesen. Der Maligne-Bus schien offenbar an diesem Tag nicht zu verkehren. Also warteten wir an der Haltestelle auf den SNCF-Bus. Da tauchte plötzlich wie Phönix aus der Asche der Maligne-Direkt-Bus nach Gavarnie auf. Nichts wie hinein und ab ging die Post nach Gavarnie, wo wir um 10:30 Uhr eintrafen.

Halb Frankreich schien unterwegs zu sein und sich hier zu treffen. Unsere erste Aufgabe war, ein Dach über dem Kopf für die kommende Nacht zu finden. In der Gîte Gypaete hatten wir keinen Erfolg. Schade, denn dort gibt es reichliches und gutes Essen. Wir hatten nämlich bei unserer Pyrenäentraverse dort übernachtet. Also versuchten wir unser Glück beim Office de Tourisme, wo uns die Gîte Auberge Oxygène empfohlen wurde. Dort konnten wir tatsächlich 2 Betten mit Halbpension reservieren. Dann gingen wir noch einmal zum Office de Tourisme, um uns für die Rückfahrt die gültigen Abfahrtszeiten der Busse nach Lourdes bestätigen zu lassen.

Unser Ziel des nächsten Tages war der Refuge Brèche de Roland ou des Sarradets. Diese Hütte wollten wir über die Échelle des Sarradets im Cirque de Gavarnie erreichen.

Die Namen Échelle des Sarradets (Sarazenenleiter) und Brèche de Roland (Rolandsbresche) haben historische Bedeutung. Sie gehen auf Karl den Großen zurück (Siehe Geschichte). Dieser wurde im Jahr 777 von den islamischen Statthaltern im Norden der Iberischen Halbinsel um Hilfe gerufen, weil sie sich selbständig machen wollten. Karl hatte aber nichts anderes im Sinn, als seinen Machtbereich auszudehnen. Als die Mauren dies erkannten, öffneten sie keine Stadttore mehr, und Karl musste, da auf Belagerungen nicht vorbereitet, wieder abziehen. Auf dem Rückweg plünderte er Pamplona, das zuvor seine Tore geöffnet hatte, und machte somit die Basken zu seinen Feinden. Diese rächten sich und schlugen Karls Nachhut, deren Befehlshaber Graf Roland war, im Jahr 778 in der Schlacht von Roncesvalles vernichtend. Daraus entstand um 1100 ein Heldenepos, das Rolandslied, in dem die Basken zu Heiden (Sarazenen) gemacht wurden.

Die Brèche de Roland, 40 m breit, mit 100 m hohen senkrechten Wänden in dem unüberwindlich scheinenden waagrechten Felsgrat befindet sich am rechten Rand des Cirque. Wie von einer riesigen Menschenhand in den Fels gehauen erscheint diese Kerbe. Wie eine Zahnlücke wirkt sie von weitem. Der Sage nach soll Roland mit seinem Schwert dies vollbracht haben.

Um mal schon den Einstieg zur Échelle zu suchen, machten wir uns bei herrlichem Sonnenschein in der Nachmittagshitze auf in den Cirque de Gavarnie.

Dieser Cirque ist einer der gandiosesten Felskessel der Pyrenäen. Fast senkrecht ragen die 1.400 m hohen nur von einigen Stufen unterbrochenen Felswände in dem riesigen Halbrund empor. Wasserfälle stürzen in Kaskaden die Felswände hinunter, darunter mit 422 m einer der höchsten Wasserfälle Europas bei der Grande Cascade, dessen Wasser einem unterirdischen Gletschersee entstammt. Besonders dieser Cirque ähnelt durch seinen kompakten Felsaufbau einem riesigen Amphietheater. Man wird unwillkürlich in seinen Bann gezogen.

Ganze Völkerstämme waren zu Fuß oder auf Pferde-bzw. Eselsrücken unterwegs. Nach der Hôtellerie du Cirque (tatsächlich nur noch ein Restaurationsbetrieb), wird der Weg etwas mühsamer und wir vermissten jegliche Markierung und auch nur den geringsten Hinweis auf die Échelle. Wir konnten davon ausgehen, dass die Route irgendwo rechts im Cirque hinaufführt. Wir stiegen daher rechts hinunter zu einer kleinen Brücke, überquerten diese und stießen schließlich auf erste Steinmännchen und einige wenige rote Punkte, die uns tatsächlich zum Einstieg zur Échelle leiteten. Wir waren froh, dass wir uns diese Sucharbeit am nächsten Tag ersparen konnten. Danach querten wir hinüber zum höchsten Wasserfall, der Grande Cascade, und marschierten entlang des Bachlaufes wieder zurück nach Gavarnie, wo uns in der Gîte eine angenehme Dusche erwartete. Das Abendessen im zur Gîte gehörenden Restaurant Le Marguat war ziemlich dürftig.


Die Grande Cascade


Der Cirque im Abendlicht (Teilansicht)

Freitag, 12.08.2011

Sowohl in Frankreich als auch in Spanien ist das Frühstück meist karg. Weißbrot, Butter, Marmelade, Kaffee - und Schluss. Wenigstens kann man sich satt essen und Kaffe nachordern.


Gerd in der Échelle


Rückblick auf den Cirque de Gavarnie

Bis zum Einstieg in die Échelle kannten wir den Weg ja schon. Dann ging es diese Leiter hoch. Nun ist dies keine Via Ferrata, also Eisenleiter, sondern es sind natürliche Abstufungen im Fels auf einer Rampe. Sicherlich war es anstrengend, aber technisch leichter als von mir vermutet. Schnell gewannen wir an Höhe und hatten auch wegen der guten Markierung keine Schwierigkeiten, den Weg zu finden. Bei ca 2.100 m ging der Anstieg in Wiesengelände über mit den wunderschönen blauen Pyrenäenlilien. Der jetzt sparsamer markierte Pfad führte uns zu einem Sattel (ca 2.300m), wo wir nach 4 Stunden eine Mittagspause einlegten. Die Aussicht ist schlicht gesagt grandios. Im Westen die Hütte auszumachen hatten wir etwas Mühe, da sie sich kaum von der Umgebung abhebt. Das Foto unterhalb dieser Zeilen muss man erst vergrößern, um den Refuge besser zu erkennen. Nach Osten genossen wir einen phantastischen Rückblick auf den Cirque de Gavarnie (siehe obiges Foto). Von diesem hohen Standpunkt aus schien mir die Szenerie noch grandioser.


Blick auf den Refuge Brèche de Roland


Disteln in verschiedenfarbigem Gestein

Die Markierung auf dem Weiterweg ließ sehr zu wünschen übrig, weshalb wir uns auch prompt verlaufen hatten. Den Refuge de la breche de Roland im Blickfeld entschlossen wir uns, einfach weglos weiterzugehen. Wir turnten über Felsblockfelder in das auf obigem Foto gut zu erkennende Tal hinunter und kletterten auf der Gegenseite an einer nicht gar zu schwierigen Stelle wieder hinauf, bis wir auf einen Weg stießen. Schließlich kamen wir gegen 15:00 Uhr zur Hütte und waren froh, dass wir das letzte Wegstück nicht im Nebel suchen mussten. Die Abwasserleitung hatte uns zum Schluss den Weg zum Refuge (2.543 m) gezeigt. Unsere Reservierung war erfolgreich. So mussten wir nicht, wie andere Gäste, die Nacht im Freien verbringen. Allerdings wurden die Lager erst um 17:00 Uhr zugeteilt. Wir hatten Glück, denn wir bekamen von den 3-stöckigen Lagern einen Platz auf der mittleren Etage mit viel Kopffreiheit.

Der erhoffte schöne Sonnenuntergang wurde leider durch Wolken vereitelt.

Das Abendessen in den Pyrenäenhütten läuft meist nach dem gleichen Schema ab. Die Plätze bekommt man zugewiesen, denn auf den Tischen für 6 bis 10 Personen liegen Zettel mit den Namen der Gäste. Pünklich um eine bestimmte, für uns Mitteleuropäer zu späte Uhrzeit wird serviert, im Extremfall erst um 21:00 Uhr. Das meist 3 Gänge umfassende Menü wird in großen Schüsseln gereicht, aus der sich jeder bedient. Nachschlag gibt es selten, aber als Sattmacher stehen reichlich Linsen, Bohnen oder Kichererbsen zur Verfügung. Na ja, das Küchenpersonal muss ja nicht im Schlafsaalmief übernachten, sonst würde es sich sicherlich Alternativen ausdenken. Es gibt nur einmal einen Teller, den man nach der Vorspeise gut säubern sollte. Die Franzosen betreiben das zur Perfektion. Sie wischen den Teller mit dem stets gereichten Weißbrot so blank, dass man glauben könnte, er wäre gespült worden. Ich selbst werde das nächste Mal, das es hoffentlich noch geben wird, weiter üben müssen. Zum Nachtisch wird meist gleich ein feuchter Lappen mitgeliefert, weil man den Tisch selbst säubern muss. Nicht selten denkt ein Gast, der die Gepflogenheiten noch nicht kennt, der sei zum Händereinigen.


Relief in der Hütte: Roland schlägt die Bresche in den Fels


Die Rolandsbresche; davor die Aufstiegsspur im Schnee

Samstag, 13.08.2011

Frühstück und Rucksackpacken waren schnell erledigt und so starteten wir um 08:00 Uhr zur Brecha de Rolando (2.807 m), wie die Bresche auf spanisch heißt. Wir erreichten sie über eine steile Möräne, dann über ein Schneefeld und nach einem kurzen Stück Blockkletterei. Ich bin bei dieser Tour das erste Mal mit Stöcken gegangen. Auf dem Schneefeld war ich sehr froh darum, denn der Trampelpfad war ganz schön glatt.

Es ist ein erhebendes Gefühl bei strahlendem Sonnenschein in dieser riesigen „Zahnlücke“ zu stehen. Noch ein paar Schritte, und schon ist man im spanischen Nationalpark. Unsere nächsten Ziele waren Richtung Westen El Dedo (der Finger) und der Schutt- und Aussichtsberg Taillón(3.146 m). Da wir zunächst spanischen Wanderern, von denen wir glaubten sie kennen den Weg, Richtung Goriz-Hütte folgten, waren wir zu tief abgestiegen und mussten dann, so wie sie auch, mühsam mit Handeinsatz im Geröll wieder aufsteigen, um auf den korrekten und recht bequemen Pfad direkt unter der Felswand zu gelangen. Dann kamen wir schnell voran, passierten den imposanten El Dedo und stiegen über einen breiten Serpentinenweg auf unseren bei dieser Tour einzigen Dreitausender, den Taillón(3.146 m). Eine umfassende Rundsicht belohnte unsere Mühen.

Dort wurden wir von Katalanen, die uns überholt hatten, freudig begrüßt. Sie hatten Respekt vor uns alten Männern, die eine solche Strapaze auf sich nehmen, denn wir waren mit unserem Alter die absolute Ausnahme. Übrigens: Gerne fragt man andere Wanderer nach der Nationalität. Wenn man also einen Katalanen fragt „Español?“, dann ist das fast eine Beleidigung. Nicht gerade harsch, aber dennoch in einem sehr bestimmten Ton wird einem ein „No, Catalán!“ entgegengeschleudert. Der Nationalstolz (oder besser gesagt „Regionalstolz“?) kann von keinem Franzosen überboten werden.


El Dedo (der Finger)


Gesteinsformationen in senkrechter Wand

Laut Karte hätten wir fast bis zur Bresche wieder zurückgehen müssen, wäre dies also nur ein Abstecher gewesen. Wir hegten jedoch die Hoffnung, einen kürzeren Weiterweg zu unserem nächsten Ziel, dem Cuello Blanco (2.836 m), zu finden. Und wir wurden nicht enttäuscht. Auf dem Grat führten Wegspuren und Steinmännchen nach Westen und dann auf einem nach Osten hin abfallenden breiten Band Richtung Südosten und dann weiter hinunter nach Osten. Der Cuello Blanco aber, gut erkennbar an der direkt dahinter liegenden und durch die weiße Farbe hervorstechenden Punta Blanca, lag südlich von uns. Wir gingen noch eine Weile auf dem Band weiter, erkannten dann aber, dass wir einen zu großen Umweg machen würden, und entschlossen uns, über Felsstufen hinunterzuklettern. Zum Pass, den wir etwa um 12:00 Uhr erreichten, mussten wir dann wieder ein Stück über eine Schutthalde aufsteigen. Inzwischen hatte sich der Himmel verfinstert.


Aufstieg zum Pass Cuello Blanco


Rückblick auf El Dedo und die Rolandsbresche

Auf einem schmalen steilen Serpentinen-Pfad über Geröll und Schutt erreichten wir eine Rinne, die uns hinunter zu einer großen Échelle, der Plana Catuarta, führte. Ich wollte noch in einem in der Nähe gelegenen Bach Wasser auffüllen, aber Gerd drängte weiterzugehen, was sich als richtig erwies, denn der Himmel öffnete schneller als erwartet seine Schleusen, und wir erreichten noch fast rechtzeitig eine Biwakhöhle an der Collata dero Pilon (2.438 m). An den gegenüberliegenden Felsflanken der Punta Blanca schoss das Wasser in breiten Sturzbächen hinab. Hier hatten wir, bis der Regen aufhörte, 2 Stunden Zeit für eine ergiebige Mittagspause. Unsere Wasservorräte füllten wir an Wasserfall-Rinnsalen am Höhleneingang auf, was sich später als unnötig erwies.


Kleine Höhle als Regenunterstand


Abklettern im Circo de Carriata

In dem aufgeweichten Boden des breiten Tales Aguas Tuartas mussten wir höllisch aufpassen, nicht einzusinken. Ohne nasse Füße erreichten wir den Rincon de Salarons. Hier hatten wir Schwierigkeiten, den Weg zum Paso de la Fajeta zu finden. Diese Passage ist die Umgehung der gefährlichen Clavijas (Eisenstäbe) de Carriata. Wir wussten, dass links das teils gefahrvolle Gesimsband Faja de las Flores von unserem Weg abzweigt. Wir begaben uns auf einen Vorsprung, um das Gelände überblicken zu können. Links vor einer Felswand sahen wir 2 Wanderer. Ist dort unser Weg oder ist das der Einstieg zur Faja? Der Rufkontakt klappte bestens. Die beiden Männer waren auf der Faja, unser Weg verlief weiter rechts. Dann sah ich unter uns nur noch die Steilwände des Circo de Carriata. Da müssen wir doch nicht etwa hinunter? Wir mussten! Ein Schild, das nach rechts zu den Clavijas und nach links zur Fajeta zeigte, gab uns Sicherheit, dass wir tatsächlich auf dem richtigen Weg waren. Gerds Klettererfahrung kam mir natürlich zugute. Auch war es nicht sooo schlimm, wie es zunächst aussah. Natürlich war es auch nicht ganz so steil wie auf dem Foto unten. Aber unsere Wand war ähnlich. Steilstufen und teils sehr schmale Gesimsbänder wechselten sich ab. Wir gingen also ein Stück auf einem waagrechten Gesimsband, wie auf dem unteren Foto schön zu sehen, um dann wieder zum nächsten Band abzuklettern. Das wiederholte sich vielmals.


Steilwand im Circo de Carriata


Paso de la Fajeta

Aber das nächste Gewitter kündigte sich bereits an. Hoffentlich schaffen wir es noch, bevor es losgeht, waren meine Gedanken, denn für mich war die Wand im trockenen Zustand schon gefährlich genug. An einer Gabelung fragten uns 2 Männer nach dem Weg zu den Clavijas de Carriata. Die gingen doch tatsächlich bei dem heraufziehenden Gewitter noch in den Berg. Unfassbar!

Am Wandfuß (ca. 2.100 m) endlich angekommen folgten wir dem gut markierten Wanderweg zu unserem Nachtlager (1.800 m) oberhalb des Barranco de Carriata. Es entpuppte sich als offene Unterstandshütte mit unbefestigtem Boden. Aber Hauptsache, wir hatten ein Dach über dem Kopf, denn kaum angekommen, fing es an zu schütten, und das die ganze Nacht hindurch.

Ein erlebnisreicher aber harter Tag war zu Ende, denn mein Höhenmesser zeigte 1.600 Hm Abstieg an.


Übernachtung in Unterstandshütte


Tozal del Mallo

Sonntag, 14.08.2011

Ein schöner Tag meldete sich an. Die ersten Bergsteiger passierten bereits unsere Hütte. Welch ein Ausblick bot sich auf die imposante Steilflanke des Tozal del Mallo (2.254.m), die sich von dieser Seite als gleichförmige Nadel präsentiert.

Wir packten zusammen und stiegen gemütlich ab ins Ordesa-Tal. Dieses in Ost-West-Richtung verlaufende Tal wird von gewaltigen Felswänden mit einer Vielzahl von Fajas flankiert, so im Norden u.a. von der berühmten Faja de las Flores, die nach Osten zum Circo de Cotatuero führt. Danach schließen sich in einem großen Halbrund die Felswände an, die bis zum Circo de Soaso reichen. Im Süden verläuft die Faja de Pelay, die wir am nächsten Tag gegangen sind.

Entlang der Autostraße erreichten wir La Pradera de Ordesa (1.300 m). Dort befindet sich ein Informationszentrum für den Park nebst einem Restaurant, in dem ich mir eine Spanische Tortilla genehmigte. Der große Parkplatz ist verwaist, denn die Straße ist in der Hauptsaison gesperrt. Nur die Busse dürfen. Sie verkehren zwischen Torla und hier im 10-Minuten-Takt, denn für die meisten Besucher ist Torla der Basisort für ihre Ausflüge in den Park. Entsprechend groß sind daher, besonders am Wochenende, die Massen, die sich ins Ordesatal ergießen.


Wasserfall im Ordesa-Tal


Wasserfall im Ordesa-Tal

Gegen 11:30 Uhr marschierten wir los auf dem GR 11, dem spanischen Weitwanderweg durch die ganzen Pyrenäen. Er verläuft hier auf einem breiten Fahrweg entlang des Rio Arazas. Viele Wasserfälle und Kaskaden machen die Landschaft neben den steilen Felswänden so interessant. Eigens angelegte Wege führen zu verschiedenen Miradors mit schönem Blick auf die sich herabstürzenden Wassermassen.

Das Refugio de Góriz muss man vorausbuchen, sonst hat man keine Chance, dort unterzukommen. Aber was tun, wenn man sich z.B. wegen schlechten Wetters um einen Tag verspätet? Lösung:Für diesen Fall einen Puffertag einlegen, an dem man ja bei schönem Wetter etwas unternehmen kann. So ein Puffertag war das heute. Wir wollten das Ordesatal ein Stück aufwärts gehen und dann wieder zurück und in einer Schutzhütte übernachten, um am nächsten Tag über die Senda de los Cazadores (Jägerpfad) zur Faja de Pelay aufzusteigen, so wie geplant. Aus der Legende der Karte ist nicht zu ersehen, ob es sich bei dem Piktogramm um eine Schutzhütte oder nur einen ganz primitiven Unterstand handelt. Als wir nun auf unserem Weg durchs Tal sahen, dass die von uns vorgesehene Hütte genau so primitiv ist wie die gestrige, haben wir unseren Plan geändert. Am Ende des Tales ist auf der Karte das Refugio de Soaso verzeichnet. Also können wir doch dort übernachten und am nächsten Tag die Faja de Pelay unter die Füße nehmen.


Kaskade im Ordesa-Tal


Refugio de Soaso

Gesagt, getan. Wir wanderten weiter talaufwärts und genossen bei herrlichem Sonnenschein die wilde Landschaft. Langsam wurden Tal und Fluss sanfter, eine üppige Vegetation säumte das Flussufer. Der Fahrweg ging in einen schönen Fußweg über. Nichts trübte die Idylle – bis auf das nächste Gewitter, das sich rasch anbahnte. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir den Refugio de Soaso (1.700 m), eine nicht ganz so primitive Hütte, wie man auf dem obigen Foto erkennen kann. Immerhin ein betonierter Fußboden, der etwa 6 Leuten Platz bietet, und eine Tür. Ein Bergsteiger hatte sich bereits eingemietet und wir belegten schnell noch 2 Schlafplätze. Während des Gewitters wurde es eng, denn es stellten sich noch etwa 10 weitere Wanderer unter. Sie verließen uns aber bei den ersten Wolkenauflockerungen wieder talauswärts. Auch Kühe sind neugierig, sie kamen herbei und begutachteten uns, sodass ich sie in altbewährter Manier mit einem Stock vertreiben musste. Dann konnten wir ungestört unseren Kartoffelbrei mit Waldpilzsauce kochen und genießen. Ganz in der Nähe rauscht ein Bach über die Felsen, der uns noch als Geschirrspülbecken diente.


Wegweiser


Blaue Disteln

Montag, 15.08.2011

Nach dem Frühstück putzten wir noch unser Refugio und starteten dann zum Circo de Soaso (1.750 m) mit seinen Wasserfällen. Dann wandten wir uns nach Süden, überquerten den Rio Arazas und stiegen zur Faja de Pelay auf. Wir folgten diesem Gesimsweg, der auf 1.800 – 2.000 m verläuft, bis zum Mirador de Calcilarruego (2.000 m). Der weitgehend durch Wald verlaufende Weg ist angenehm zu gehen und bietet auf seinen Wiesenflächen Edelweiß, Silberdisteln und Blaudisteln als Augenweide. Des öfteren boten sich Weit- und Tiefblicke, sodass wir die letzten beiden Wandertage Revue passieren lassen konnten. Aus der Vogelperspektive sahen wir zunächst die von nacktem Fels umrahmten lieblichen Auen des Talschlusses mit dem Refugio de Soaso, dann die gewaltigen Wasserfälle und schließlich La Pradera. Beim Weitblick nach Norden erspähten wir alte Bekannte, den Circo de Carriata, die Punta Blanca, den El Dedo und die Brecha Rolanda. Beeindruckend auch der Blick zur Faja de las Flores und zum Circo de Cotatuero.


Talschluss mit dem Refugio (zw. den Pfeilen > <)


Rückblick auf El Dedo und die Brecha Rolanda



Am Mirador drehten wir um und wandten uns unserem nächsten Ziel, dem Refugio Refugio de Góriz zu. Zunächst hieß das, auf der Faja bis zum Circo de Soaso zurückzugehen, um dann auf dem GR 11 zur Hütte aufzusteigen. Die schwierigen Clavijas konnten wir auf dem Camino de las Mulas umgehen. Der dann folgende und nicht enden wollende Aufstieg fiel mir am Ende des Tages besonders schwer. Um 17:00 Uhr erreichten wir endlich die Hütte (2.160 m). Mein Körper war offenbar durch die Anstrengungen des Tages so erhitzt, dass die Dusche mit eiskaltem Wasser für mich eine Wohltat war.


Steilwände im Ordesa-Tal mit der Faja de las Flores


Steilwände im Ordesa-Tal

Unsere Reservierung erwies sich wieder als optimale Maßnahme angesichts der zahlreichen Gäste und der ausgedehnten Zeltstadt um die Hütte. Zum Abendessen gab's Schweinebraten mit Reis und – na was schon – Linsen natürlich. Nach der überdrüssigen Diskussion über die Frischluftzufuhr in den Schlafräumen fielen wir in einen tiefen Schlaf.

Dienstag, 16.08.2011

An diesem Tag hieß es früh aufstehen für eine lange Wanderung durch den in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Canyon de Añisclo. Um 07:50 Uhr starteten wir über den GR 11 zum Collado de Arrablo (2.349 m). Die Abzweigung hinab in den Canyon war schnell gefunden, und so stiegen wir zügig ab in den Talboden bei Fuen Blanca (1.740 m). Wir passierten eine Schutzhütte, die einen schlechten Eindruck machte: Primitiv und schmutzig. Ein zweites Frühstück auf einer Wiese am plätschernden Bach regte die Lebensgeister an für den langen Marsch durch den Canyon.


Rückblick zur Góriz-Hütte im Morgengrauen


Abklettern in den Añisclo-Canyon

Während im oberen Teil zahlreiche Wasserfälle die Szenerie beherrschen, verläuft im unteren Teil der Weg meist durch Buchenwälder, die den Blick zum tief eingeschnittenen Canyon versperren. Der obere Teil ist der wesentlich schönere mit grandiosen Rundblicken (siehe Fotos unten). Während wir hier fast für uns alleine waren, begegneten uns weiter flussabwärts eine Menge Touristen, die von der mit dem Auto erreichbaren Ermita de San Úrbez heraufkamen. Das Gros dieser Leute waren keine echten Wanderer, wie man am erschöpften Zustand gut erkennen konnte. Sicherlich haben sie den Weg unterschätzt, der ständig auf und ab über große Höhenunterschiede verläuft. Nur selten kommt man mit dem Fluss in Berührung.


Cylindro de Marboré und Mte. Perdido


Quelle mit Wasserfall vor majestätischer Kulisse

Ab und zu war der Rio Bellos durch das laute Rauschen seiner Wasserfälle oder auch optisch wahrnehmbar. Vorbei an La Ripareta (1.420 m) mit seinen zur Rast einladenden Felsplatten kamen wir zum Puen dera Escalalla (1.040 m), wo uns der GR 15 aus Canyon und Nationalpark hinaus ziemlich steil zum Pass O Portiello (1.205 m) führte. Zur Belohnung empfing uns am Pass die angenehme Abendsonne. Wir kamen durch Sercué (1.140 m), ein ausgestorbener und wiederbelebter Ort. Hier überraschten uns einige schöne restaurierte Häuser und eine neue Schotter-Fahrstraße, die nicht auf der Karte eingetragen ist. Der GR15 führte uns weiter leicht ansteigend hinüber nach Nerin (1.280 m) in den Albergue Anisclo. Unsere Reservierung von der Góriz-Hütte aus war registriert worden. Aber, oh je, Abendessen gibt es erst um 21:00 Uhr. Es ist ja bekannt, dass die Spanier die spätesten Abendesser in Europa sind. Aber so spät, das habe ich doch noch nicht erlebt. Aber damit der Magen nicht so voll ist beim Schlafengehen, fällt das Menü mengenmäßig dürftig aus. Nachschlag? Fehlanzeige! So hat eben alles seine Ordnung. Zur nötigen Bettschwere verhalf der wenigstens im Preis inbegriffene Rotwein.

Weniger preisgünstig, aber sicherlich eine gute Alternative ist das Hotel Palazio, etwas außerhalb vom Ort gelegen.

Zuvor durften wir noch einen schönen Sonnenuntergang bewundern. Die Sestrales, die wir bei unserer Weiterwanderung bestiegen, wurden in rötliches Licht getaucht. Rechts auf dem Bild unten ist ein Felsturm zu sehen. An dem sind wir vorbeigekommen.


Der Rio Bellos stürzt sich in die Tiefe


Die Sestrales in der Abendsonne

Mittwoch, 17.08.2011

Da wir bisher zügig vorangekommen waren, konnten wir uns erlauben, einen Tag länger zu bleiben, um den Mondoto (1.957 m) zu besteigen. Es ist nur eine Halbtagstour, weshalb wir spät frühstückten. Dann stiegen wir bei strahlendem Sonnenschein und glühender Hitze auf den Berg am Rand des Anisclo Canyons. Zunächst galt es jedoch, den Einstieg zu finden, da es den Wasserbehälter, der als Ausgangspunkt beschrieben ist, in zweifacher Ausfertigung gibt. Nachdem der Startpunkt erreicht war, gab es zum Glück keine Probleme mehr. Gelbe Punkte, Pfeile und Balken weisen den Weg. Dann leitet ein breiter Grasrücken zum Gipfel. Die Landschaft beim Aufstieg ist wahrlich nichts besonderes.


Blick in den Añisclo-Canyon


Adler im Canyon

Aber oben angekommen, wird man überwältigt. Nach Osten hin fällt der Berg mehr oder weniger senkrecht ab in den Añisclo-Canyon, fast 1.000 m tief. Auf der anderen Talseite die gewaltigen zerklüfteten Sestrales. Somit bekamen wir einen ersten Eindruck von der für den nächsten Tag geplanten Tour. Man kann sich gar nicht satt sehen. Und dann entdeckten wir noch einen Adler. Einen? Nein, viele waren es, die ihre Kreise drehten. Ein ganzer Schwarm Dohlen tauchte auf, Krähen flogen krächzend über unsere Köpfe hinweg. Ein tolles Naturschauspiel. Leider war es schwierig, die schnellen Vögel vor die Linse zu bekommen.Die Zeit verging schnell, und so begaben wir uns wieder auf den Rückweg nach Nerin.

Am nächsten Tag wollten wir auf dem Faja-Weg entlang des Rio Aso wieder in den Añisclo-Canyon zurückkehren, um über die Sestrales am Ostrand der Schlucht nach Norden zu wandern. Da es noch früh am Tag war, suchten wir noch einen alten Saumpfad hinab zur Schlucht des Rio Aso, damit wir nicht die vielen Serpentinen auf der Straße gehen müssen. Auf der Straßenbrücke über den Oberlauf der Schlucht angekommen, konnten wir leider den weiteren Verlauf des Saumpfades nicht entdecken, sodass wir enttäuscht zurückkehrten.


Adler über dem Canyon


Adler im Canyon



Donnerstag, 18.08.2011

06:00 Uhr Aufstehen, 06:30Uhr Frühstück und 07:00 Uhr Abmarsch zur Überschreitung der Sestrales. So war es geplant, bevor uns ein überraschender Regenschauer wieder in die Betten schickte. Bis zur Mittagszeit war also Ausruhen angesagt und auf das angekündigte schöne Wetter warten. Es kam, aber für die geplante Tour war es natürlich viel zu spät. Wir beschlossen daher, wenigstens die Faja am Rio Aso zu erkunden und, da wir ja genügend Zeit hatten, den gestern nicht gefundenen Saumpfad nochmals zu suchen.

Auf der Straßenbrücke über die Schlucht angekommen, beschlossen wir, auf der oben erwähnten Schotterstraße nach Sercué entlangzugehen in der Hoffnung, im Gelände unterhalb der Straße den Saumpfad zu entdecken. Notfalls hätten wir bis Sercué gehen können, um von dort in die Schlucht abzusteigen. Tatsächlich entdeckten wir nach einigen hundert Metern den alten Pfad, der am Anfang durch den Straßenbau zerstört worden war. Wir stiegen hinab zur Puente del la Espucialla, überquerten den Rio Aso vorsichtig auf einer alten, durch die morgendlichen Niederschläge rutschigen Brücke. Dann mussten wir hinauf auf die Fahrstraße an der Puente Mallarguero. Nach ca. 500 m führte uns ein schmaler, steiler und äußerst rutschiger Pfad in den Canyon des Rio Aso hinunter. Nach einigen Rutschpartien kamen wir zum Fluß, wo gerade eine Gruppe junger Leute sich im Canyoning übte. Wir überquerten den Rio Aso an einer Stelle mit Felsen im Wasser, auf denen wir hinüberspringen konnten.




Auf diesen Felsen überquerten wir den Rio Aso


Blick in den Canyon des Rio Aso

Nun folgten wir dem schönen Gesimsweg bis zu einem Mirador hoch über dem Fluss, von dem wir auch in den Añisclo-Canyon hinunterschauen konnten. Wir stiegen ab, überquerten den Rio Bellos auf einer Holzbrücke und stiegen wieder auf zum Weg durch den Canyon, um weiter nach Süden zur Ermita de San Úrbez zu gelangen. Dort, glaubte ich, ggfs. übernachten zu können, aber ein Tor versperrt den Zugang zur Ermita. Nachdem wir den Einstieg zum Aufstieg zu den Sestrales gefunden hatten, überquerten wir die alte Brücke, von der man einen grandiosen Blick hinunterwerfen kann auf die tief unten liegende Échelle des Canyons.


Die Ermita de San Úrbez


Blick von der Brücke auf die Échelle des Rio Bellos

Nun beeilten wir uns, den Heimweg anzutreten, da sich der Himmel verfinstert hatte. Wir zogen daher die Autostraße vor, in der Hoffnung, dass ein Autofahrer uns den Weg nach Nerin erspart. Tatsächlich nahm uns ein Spanier bis zum Aussichtspunkt Tello mit, wo sich unsere Wege trennten. Dann liefen wir eiligst weiter, denn das Gewitter kam immer näher. Im letzten Drittel der Straße, kurz vor dem Hotel Palazio nahm uns eine französische Familie mit deutschem Au-Pair Mädchen mit, gerade noch rechtzeitig bevor das Gewitter loslegte. Im Hotel genehmigen wir uns ein Getränk und warteten das Ende der Regeneinlage ab.

Freitag, 19.08.2011

Das Wetter verhieß am Morgen eine erfolgreiche Sestrales-Traversierung. Um 07:15 Uhr brachen wir auf und marschierten auf der Straße hinab zur Brücke San Urbez (986 m). Auf der gegenüberliegenden Talseite begann der Aufstieg. Wir folgten dem GR 15 durch Wald und über Geröll, bis dieser nach Bestué abzweigte. Wir traversierten nach Norden zum Geröllfeld, das von der Collata as Puertas herabzieht. Nun ging es steil hinauf, teils in und teils neben dem Geröllfeld in gestuftem Fels und auf steilen, mit Gras durchsetzten Pfaden. Es war eine ganz schöne Plackerei, bis wir um 12:00 Uhr nach einer Kletterstelle den Col erreichten (1.940 m). Zum Glück gingen wir fast die ganze Strecke im Schatten, sonst wäre der Schweiß in Strömen geflossen. Erst weit oben erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen. Nun mussten wir über eine steile Felsstufe aufsteigen, um zum Übergang in die Südost-Flanke der Sestrales Bajo zu gelangen. Hier bewunderten wir das einmalig schöne Felsenfenster.


Ausblick beim Aufstieg zu den Sestrales


Das Felsenfenster, per Tele herangeholt

Auf einem schmalen Pfad auf einem breiten mit Gras bewachsenen Band wanderten wir hinüber zu einer steilen Schneise, die uns den Durchstieg zur Sestrales Bajo (2.075 m) und seiner Hochebene ermöglichte. Auf dem Foto unten links habe ich die Einstiegsstelle zur Schneise mit 2 Pfeilen (> <) versehen.


Faja mit dem Pfad zur Einstiegsstelle zur Schneise


Blick in den Canyon

Am Rand des Anisclo-Cayons gingen wir Richtung Norden hinüber zur Sestrales Alto, immer wieder die steilen Wände, Felsnadeln und ab und zu den Wasserlauf des Rio Bellos bewundernd. Auf dem linken unteren Bild kann man links vom Canyon die Schlucht des Rio Aso und rechts daneben die Straße nach Nerin und den Ort selbst erkennen.


Canyon mit Schlucht des Rio Aso und Nerin


Wilder Seitencanyon

An der Sestrales Alto (2.100 m) genehmigten wir uns eine geruhsame Mittagspause mit Picknick und genossen die Sonne, die einzigartige Rundsicht und die spektakulären Tiefblicke in den Canyon. Beim Aufstieg begegneten wir keinem Menschen; hier oben war es jedoch recht belebt, da man von einem nahe gelegenen Parkplatz mühelos heraufkommen kann. Dann stiegen wir auf weiten Grasflächen ab zum Refugio Plana Canal (1.700 m), wo wir ab 16:00 Uhr unser Nachtlager einrichteten, umgeben von Rinder- und Pferdeherden. An der Viehtränke genehmigte ich mir noch eine Spezial-Dusche, die so funktionierte: Ich füllte den Wassersack und goss dann das Wasser über mich. Diesen Vorgang wiederholte ich mehrmals. Natürlich achtete ich darauf, dass das Abwasser nicht in den Trog gelangte.

Es war ein wunderschöner aber auch harter Tag. Wir mussten 1.400 Hm Aufstieg und 1.000 Hm Abstieg bewältigen.


Tiefblick


Wilde Felslandschaft

Samstag, 20.08.2011

Ein langer Escuain-Canyon-Tag erwartete uns. Um 08:30 Uhr brachen wir auf und marschierten zunächst auf der Fahrstraße zum Refugio San Bizienda (1.720 m). Ab den Sestrales sind wir mal mehr, mal weniger nah am Rand des Añisclo-Canyons gegangen, und zwar in entgegengesetzter Richtung wie bei unserer Wanderung durch den Canyon. Nun verließen wir den Rio Bellos und wandten uns nach Südosten dem Collado Viceto (2.002 m) zu. Wir mussten z.T. weglos aufsteigen, was bei dem weitläufigen Gelände bei guter Sicht kein Problem ist. Beim Abstieg hielten wir uns rechts von der Garganta d'Escuain und gingen meist weglos über Wiesen bis zu einer Abzweigung, von der links ein Weg zum Puen dos Mallos, einer Brücke über den Canyon, führt. Wir gingen geradeaus weiter und befanden uns nun auf der Senda Colgada nach Escuain, um später in die Schlucht abzusteigen. Doch dies war ein Fehler. Nach einigen hundert Metern kamen wir nicht mehr weiter, mussten umkehren, um dann doch zum Puen dos Mallos aufzusteigen. Von der Brücke hat man eine tolle Sicht in die Schlucht. Aber wir sahen auch, dass man von hier aus nicht im Canyon absteigen kann. Der Bachlauf ist viel zu steil. Jedoch entdeckten wir vor der Brücke einen in der Karte nicht verzeichneten Weg, der steil hinunter führt. Ob der uns weiterhilft? Voller Bangen folgten wir ihm. An einer Kreuzung hatten wir die Wahl zwischen Escuain über den Fahrweg oder auf einem anderen Weg zurück zum Puen dos Mallos oder unbezeichnet hinunter in den Canyon. Jetzt wollten wir es wissen; entweder bringt uns dieser Pfad in den Canyon oder wir können den Tag als misslungen abhaken. Der Pfad wurde immer steiler, rutschiger und unübersichtlicher. Er war kaum noch auszumachen. Zurück? Was ist, wenn wir immer weiter abklettern und dann doch noch umkehren müssen? Na ja, einen Biwakplatz werden wir schon noch finden. Doch dann, welch Wunder, plötzlich landeten wir im Canyon. War das eine Erleichterung!


Kühe vor dem Monte Perdido-Massiv


Gumpe in der Garganta d'Escuain

Laut Karte im Rother Wanderführer gibt es einen Weg links von der Talsohle. Doch den suchten wir vergeblich. Also im Bachbett hinunter! Aber was tun, wenn eine unüberwindbare Stelle kommt? Oft mussten wir nach einer machbaren Passage suchen. Knifflige Kletterstellen häuften sich. Mühsam arbeiteten wir uns Meter um Meter weiter abwärts. Dann kam eine Stelle, an der es absolut unmöglich war abzuklettern. Das war's dann wohl. Doch wieder ein Wunder, wir entdeckten ein Steinmännchen, das uns anzeigte, dass es einen Pfad den Hang hinauf gibt, der diese Stelle umgeht. Und, ganz wichtig, wo Steinmännchen sind, muss es doch weitergehen. Plötzlich trafen wir auf einige Wasserbecken mit einigen Leuten und standen vor der Quelle des Rio Yaga mit seinem Wasserfall. Hier führt ein Weg aus dem Canyon hinaus steil hinauf mit einigen Kletterstellen. Vorbei an einem Felsentor und einigen gesicherten Passagen erreichten wir nach 9 Stunden harter „Arbeit“ Escuain (1.250 m). Nun wurde uns klar, dass wir genau auf dem geplanten Weg durch den Canyon waren.

Der Albergue de Escuain, von dem es sogar eine Homepage gibt, existiert nicht mehr. Wir informierten uns daher im Besucherzentrum des Nationalparkes über Übernachtungsmöglichkeiten. Die nächste ist leider erst 2,5 Stunden weiter in Lamiana. Also blieb uns nichts anderes übrig, müde wie wir waren, weiterzugehen. Die Dame vom Besucherzentrum war so nett, im dortigen Hotel anzurufen. Alle Zimmer belegt. Aber im dazugehörigen Campingplatz konnten wir noch ein Zelt buchen. Zunächst auf der Landstraße, dann auf dem GR 15 folgten wir rechterhand dem Rio Yaga bis Estronella. Dort überquerten wir den Fluss und gelangten auf einem Fahrweg bis zu einem Taleinschnitt. Mühsam war der lange recht steile Aufstieg zu unserem Übernachtungsort (1.100 m). Eine ausgiebige Dusche und ein hervorragendes Abendessen belohnten uns für unsere Mühen. Ein äußerst anstrengender, aber unvergesslicher Abenteuertag lag hinter uns.


Wacklige Stiege beim Ausstieg aus der Garganta


Blick vom Mirador in die Garganta d'Escuain

Sonntag, 21.08.2011

Nach einem ausgiebigen Frühstück brachen wir auf zu einer wiederum phantastischen Wanderung zum Refugio Foratarruego auf fast 2.000 Metern Höhe. Zunächst mussten wir zwar mit der Landstraße nach Rebilla (1.200 m) vorlieb nehmen, aber danach wanderten wir nur auf Bilderbuchwegen, zunächst auf dem Camino de los Miradores mit den beiden Aussichtspunkten Mirador de Gratarella und Mirador de Sacos, die schwindelerregende Tiefblicke in die Garganta d'Escuain erlauben. Hier trafen wir eine geführte Gruppe, die mit einem Fernrohr die zahlreichen Vögel samt einem Adlernest beobachtete. Wir genossen die einmalige Landschaft und schauten einer Gruppe Canyoninger zu, die trockenen Fußes die Felsen in der Schlucht herunterkletterten, wie man auf dem Foto unten rechts erkennen kann. Aber warum umgehen sie die Wasserfälle, statt darin hinunterzugleiten? Dafür gibt es eine plausible Erklärung. Im Nationalpark ist Conyoning verboten. Da sich die Grenze des Parks wenige hundert Meter weiter flussabwärts befindet, müssen sie bis dahin gehen.


Blick vom Mirador in die Garganta d'Escuain


Canyoninger in der Schlucht

Leicht aber stets steigend führt nun der Weg oberhalb der Garganta zunächst zum gewaltigen Barranco Angonés, den wir auf einer Brücke überschreiten (1.400 m), und dann zum Barranco Garganta (1.600 m), dessen Wasser nur ein Rinnsal bildet. Wasserfassen war daher eine mühsame Angelegenheit. Brauchen wir noch Wasser für Essen und Trinken in der Hütte oder finden wir dort Wasser? Das war die Frage. Wir glaubten, eine Hütte ohne Wasser macht keinen Sinn, und stiegen auf, bis sich der gewaltige Kessel des Circo de Gurrundé vor unseren Augen öffnete. Ein imposanter Anblick, dieses Halbrund nackter Felsen mit nur spärlichem Grasland und den Wasserfällen dazwischen. Und das in einsamer Höhe. Hier waren wir mit der Natur auf Du und Du.


Circo de Gurrundué


Circo de Gurrundué (Teilansicht per Tele)

Nur noch wenige Schritte, und wir hatten den Refugio de Foratarruego (1.980 m) erreicht. Kein Wasser! Die Wasserfälle vor Augen und dennoch kein Wasser. Wie eine Fata Morgana erschienen sie uns. Zu ihnen hinunterzusteigen, war viel zu gefährlich. Gerd erklärte sich dankenswerter Weise bereit, zum Barranco Garganta – fast 400 Hm – zurückzugehen, um den Wassersack zu füllen. Ich war viel zu kaputt. Mir steckten die gestrigen Anstrengungen noch in den Knochen. So konnte ich mich ausruhen und 2 Gämsen beobachten. Eine herrliche Abendstille umgab mich. Nur aus der Ferne vom gegenüberliegenden Berghang war das leise Gebimmel von Kuhglocken zu hören, das ab und zu von einem „Muh“ unterbrochen wurde. Unter mir waren Escuain und die Schlucht schön zu sehen.


Refugio de Foratarruego


Pyrenäen-Gämsen

Die Hütte ist sogar relativ, natürlich nur relativ, komfortabel ausgestattet: Ein schöner Tisch, eine provisorische Bank und ein Eisen-Doppelstockbett mit Drahtrost. Aber, was soll denn dieses große Schild in 3 Sprachen? Bei Gewitter darf die Hütte nicht benutzt werden. Unglaublich! Gerade bei Gewitter und dem damit meist verbundenen Platzregen sucht man doch den Schutz einer Hütte auf. Warum hat man nicht einfach einen Blitzableiter angebracht? Man stelle sich vor, nachts zieht ein Gewitter auf. Eiligst warme Sachen, Regenschutz und Schuhe angezogen und nix wie raus aus der Hütte? Niemals hätten wir das gemacht. Doch raus aus den Eisenbetten auf jeden Fall! Dann hätten wir uns etwa in der Mitte der Hütte hingekauert und das Ende des Gewitters abgewartet.

Nach etwa 2 Stunden kam Gerd zurück. Da ich nunmehr gut ausgeruht und der Weiterweg des morgigen Tages mangels Steinmännchen unklar war, war nun ich an der Reihe, die (leichtere) Aufgabe der Wegerkundung zu übernehmen. Nach dem Essen bereiteten wir alles für die Nachtruhe vor und begaben uns zu Bett. Da ich befürchtete, meine Luftmatratze an den Enden des Drahtrostes zu beschädigen, verzichtete ich auf sie und schlief mehr schlecht als recht auf dem unbequemen Untergrund. Hinzu kam noch, dass die von uns schlecht gesicherte Tür durch den aufgekommenen Wind quietschte. Da jedoch keiner aufstehen wollte, um dem Spuk ein Ende zu bereiten, ließen wir diese Ruhestörung über uns ergehen.


Warnschild in 3 Sprachen


Gerd bei der Essenszubereitung

Montag, 22.08.2011

Nach dieser wenig geruhsamen Nacht standen wir gerne um 07:00 Uhr auf. Schwarze Wolken und stärker werdender Wind verhießen nichts Gutes. Wir hofften, dass der Regen bis abends auf sich warten lässt. Uns blieb sowieso nichts anderes übrig als aufzubrechen, was wir um 08:30 Uhr schafften. An diesem Tag galt es, unterhalb des langen Gebirgszuges, der uns vom Valle de Pineta trennte, auf der Faixeta Lans entlangzugehen. Bei dem Gedanken daran, dass kein Führer den auf der Karte nur gepunkteten bis in Höhen von über 2.350 m reichenden Weg beschreibt, beschlich uns aufgrund der Wetteraussichten ein ungutes Gefühl. Wir folgten den wenigen Steinmännchen und stiegen auf kaum sichtbaren Pfadspuren hinauf. Den Tozal d'a Falda hatten wir laut Karte westlich zu umgehen, was für uns eine willkommene Orientierungsmöglichkeit war. Dann mussten wir noch aufpassen, den Rechtsabzweig bei etwa 2.300 m nicht zu verpassen. Als wir das geschafft hatten, waren wir sichtlich erleichtert und versuchten nun immer, so dicht wie möglich unterhalb der Felswand zu gehen. Der Weg wurde besser, sodass wir gut vorankamen. Den auf dem Foto unten links zu sehenden großen Felskessel umrundeten wir zur Hälfte. Der Weg ging in Almgelände über und verzweigte sich. Wir versuchten nunmehr, so wenig wie möglich an Höhe zu verlieren. Am Ende der großen Querung stiegen wir unnötigerweise auf eine große Almstraße ab und gerieten so vom eigentlichen Weg ab, der ohne große Höhenverluste zum Portiello Tella (2.092 m) leitet, von wo aus der GR 19.1 gut markiert nach Norden über den Gebirgszug ins Valle de Pineta führt. Wenigstens kamen wir auf dem Fahrweg schnell voran, wurden aber mit zusätzlichen 100 Hm bestraft. Nachdem sich der Himmel zunehmend verfinsterte, beeilten wir uns beim nicht enden wollenden steilen Abstieg auf der Valle Pineta-Seite, um dem drohenden Gewitter zu entkommen.Wir hatten Glück, denn nach jedem zaghaften Versuch des Regnens schien wieder die Sonne. Im Refugio Montinier (1.650 m) legten wir eine Picknickpause ein, während gerade ein Platzregen herniederging. Weiter ging's steil hinunter, bis wir um 16:00 Uhr endlich Bielsa (1.000 m) erreichten. Wir mieteten uns ein Appartment im Hostal Matazueras, wo wir eine ausgiebige Dusche genossen. Unsere Kleider konnten in der vorhandenen Waschmaschine einer Grundreinigung unterzogen werden. Für unsere Anstrengungen wurden wir mit einem üppigen Abendessen belohnt. Allein der Vorspeisen-Salatteller war ein sättigendes Gedicht.


Felskessel mit der Faixeta Lans


Im Valle Pineta

Dienstag, 23.08.2011

Kaum zu glauben, aber wir gönnten uns einen Ruhetag mit viel Schlaf und einem Stadtrundgang bei schönstem Wetter und genossen das gute und reichliche Essen im Hostal. Zum Frühstück gab's ein reichhaltiges Buffet. Welch ein Unterschied zu dem sonst spärlichen Angebot.

Mittwoch, 24.08.2011

Der Abschied von den „Fleischtöpfen Ägyptens“ fiel uns schwer, aber es galt aufzubrechen zu neuen Taten. Zum Wiedereingewöhnen gab es eine nur 4 Stunden dauernde recht bequeme Wanderung den Valle de Pineta hinauf zu dem gleichnamigen Refugio. Nur anfangs mussten wir steil aufsteigen zum Embalse de Pineta (1.150 m). Der dortige Refugio Embalse de Pineta war verschlossen. Auf mehr oder weniger steinigen Wegen, vorbei an mehreren Fußball- und aufgelassenen Campingplätzen, immer dem Talgrund folgend, erreichten wir den Refugio de Pineta (1.240 m), wo wir in einer 4-Bett-Kabine untergebracht wurden.


Morgendliche Wolken im Valle Pineta


Circo de Pineta

Donnerstag, 25.08.2011

Ein heftiges Gewitter weckte uns um 04:00 Uhr und hielt uns 30 Minuten wach. Bei Tagesanbruch hatte sich die Regenfront abgesetzt und nur einen dünnen Nebelschleier hinterlassen. Wir starteten um 09:35 Uhr unseren Tagesausflug zur Faja Tormosa über den GR 11 und zurück über den Circo de Pineta. Um auf den GR 11 zu gelangen, dem wir beim Aufstieg bis zur Abzweigung der Faja folgten, mussten wir zunächst den nach diesem Gewitter recht viel Wasser führenden Rio Zinca durchwaten, wobei ich es vorzog, barfuß zu gehen. Dann ging es steil hinauf über feuchte mit Wurzeln und Steinen durchsetzte Waldpfade, bis der Faja-Weg auf 1.960 m abzweigt, während der GR 11 zum Colado Anisclo weiterführt.

Den grandiosen Felskessel des Circo de Pineta vor Augen, wanderten wir auf der Faja nach Nordwesten. Wir konnten gut die Stelle erkennen, wo wir vor 3 Jahren vom Puerto de Lera in den Circo abgestiegen waren. Dieses Mal wollten wir – in umgekehrter Richtung – über die höhere und schwierigere weiter westlich liegende Forqueta de Tuca Roya nach Frankreich hinüberwechseln. Wir hatten bereits erfahren, dass die Schneeverhältnisse den Übergang erlauben.

Die Faja de Tormosa ist ein wunderschöner Gesimsweg oberhalb der Baumbestände, auf einem breiten Grasband mit einer üppigen Flora, wie Edelweiß, Enzian, Gold- und Silberdisteln, Himbeeren zur Vitamin-Versorgung, etc. Sie ist recht einfach zu gehen mit kaum ausgesetzten Stellen. Sie quert eine Vielzahl vom Barrancos, was den Weg noch interessanter und schöner macht. Wie oft glaubten wir, das müsse doch wohl die letzte zu querende Schlucht sein, bis sich der Blick auf die nächste öffnete.


Golddistel auf der Faja de la Tormosa


Edelweiß und Silberdistel auf der Faja de la Tormosa

Endlich erreichten wir den Abstieg in den Circo de Pineta. Was ich über die einfach zu begehende Faja sagte, gilt nur für diese selbst, nicht für den Abstieg, denn der weist einige, teils gesicherte, Kletterstellen auf.

Nachdem wir die Brücke an der Cascada de Marboré (1.650 m) überquert hatten, kamen wir in flacheres Gelände, was aber keineswegs bedeutete, dass die Kletterstellen zu Ende waren. Bei herrlicher Aussicht und angesichts der Wasserspiele legten wir eine späte Mittagspause ein. Danach ging es gemütlicher weiter hinunter in den Valle de Pineta. Wir passierten am großen Parkplatz das Parador-Hotel und beendeten unsere Wanderung mit einer Passage über die Straße, um nasse Füße zu vermeiden. Ein schöner, abwechslungsreicher Tag ging am Refugio de Pineta zu Ende.




Faja de la Tormosa


Cascada de Marboré im Circo de Pineta

Da der Hüttenwirt für den nächsten Tag schlechtes Wetter vorhersagte, blieb uns nichts anderes übrig, als noch einen Tag länger zu bleiben. Den 2.669 Meter hohen Pass Tuca Roya bei schlechtem Wetter - das wollten wir auf keinen Fall riskieren.

Freitag, 26.08.2011

Der Wirt hatte recht. Einige Regenschauer gingen an diesem Tag nieder. Allerdings lernten wir dadurch die Wirtsleute von einer unschönen Seite her kennen. Dass die ganze Hütte wegen Reinigungsarbeiten verlassen werden muss, also kein einziger Aufenthaltsraum zur Verfügung steht, ist nicht gerade ein schöner Service, zumal wenn es draußen kaum eine Möglichkeit zum Unterstellen gibt. Absolute Schikane ist aber, dass man nach Ende der Arbeiten und nachdem der Boden längst abgetrocknet war, die Hütte immer noch nicht betreten durfte. Ich wollte es nicht wahrhaben und ging in den Aufenthaltsraum hinein, wurde aber barsch wieder hinausgeworfen. Erst gegen 13:00 Uhr (!) wurde das Verbotsschild entfernt. Was wollten denn diese Schnösel von Hüttenwirten damit bezwecken?


Rückblick in den Valle de Pineta


Nordflanke des Monte Perdido und der Cilindro

Samstag, 27.08.2011

Um 07:15 Uhr starteten wir in den letzten Abschnitt unserer Rundwanderung durch den Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido. In der frischen Morgenluft kamen wir schnell voran. Vorbei am großen Parkplatz am Parador-Hotel und dann auf bezeichnetem Weg durch einen Wald von Buchen und Buchssträuchern erreichten wir nach 2 Stunden eine Wegkreuzung (1.600 m) am Fuße des Circo de Pineta. Ein Wegweiser und Steinmännchen wiesen uns den Weg hinauf zum Balcon de Pineta. Wunderschön der Blick zurück ins grüne Tal von Pineta. Schmale, steile Pfade und zum Schluss ein Felsband führten uns auf die Hochfläche hinauf (2.500 m), wo ein einmaliges Panorama für die Mühen der vergangenen Stunden entschädigte. Wir marschierten weiter zum Lago de Marboré (2.595 m). Hier bot sich ein phantastischer Blick auf die majestätische Bergwelt des Monte Perdido. Auf dem rechten Foto oben beachte man die Verwerfungen am Fuße des Cilindro. Schon tagelang hörten und beobachteten wir einen Hubschrauber stundenlang kreisen, der, wie aus der Zeitung zu erfahren war, einen vermissten Bergsteiger suchte. Über dem langen großen Gletscher auf dem Foto oben blieb er 2 mal an derselben Stelle lange in der Luft stehen. Ich glaube kaum, dass der Mann noch lebend gefunden wurde.


Der Marboré-See mit der Tuca Roya-Scharte


Blick vom Refugio zu See, Monte Perdido und Cilindro

Der See ist mit 2 Staumauern versehen, die wohl den Abfluss der Wassermassen im Frühjahr moderieren sollen. Für uns stellte sich nun die Frage, ob es einfacher ist, den See westlich oder östlich zu umgehen, um zum Refugio Tuca Roya zu gelangen. Auf dem linken oberen Foto ist die Biwakschachtel zwar nicht zu sehen, aber man kann sich den Standort gut vorstellen, denn sie steht genau auf dem höchsten Punkt in dem Felseinschnitt. Das steile Schuttfeld davor muss man hinaufsteigen. Laut Karte führt nur ein Weg westlich, also links, um den See. Da aber östlich eine deutliche Wegspur zu sehen war, entschieden wir uns für diese Passage. Zunächst mussten wir auf das Seeniveau hinunterklettern. Der Weg am Nordufer des Sees entlang ist gut ausgetreten, so dass er keine Schwierigkeiten bereitete. Nun hatten wir nur noch den Schlussanstieg von 50 Hm über Geröll und Felsstufen zu überwinden.

Nach 1.500 Hm Aufstieg in knapp 6 Stunden reiner Gehzeit kamen wir am Refugio de Tuca Roya (2.669 m) kurz nach 13:00 Uhr an. Ich war ganz schön geschafft. Aber warum hatten wir uns nicht mehr Zeit genommen? Weil wir aufgrund des Wochenendes fürchteten, die Hütte könnte überfüllt sein, was ja auch zunächst so aussah, denn eine Vielzahl von Wanderern bzw. Bergsteigern bevölkerte die Umgebung. Aber als wir eintraten stellten wir erleichtert fest, dass noch kein Lager belegt war. Wir staunten über den recht guten Komfort und die Geräumigkeit. Schnell waren wir eingerichtet und gingen nach draußen, um uns auszuruhen und die Sonne zu genießen. Peu à peu lichteten sich die Reihen, denn außer uns waren alle nur Tagesgäste, die entweder nach Norden in den französischen oder nach Süden in den spanischen Nationalpark abstiegen. Bald waren wir alleine und warteten auf die beiden jungen Holländerinnen, die im Refugio de Pineta die letzte Nacht in unserer Viererkabine mit einquartiert waren und ebenfalls nach Frankreich hinüber wollten.

Wiederum hatten wir kein Wasser mehr. Aber es gab 2 gefüllte Wasserkanister, die uns oder einem von uns den nochmaligen Abstieg zum See ersparten. Gegen 16:00 Uhr kamen „unsere“ beiden Holländerinnen an. Zum letzten Mal kochte Gerd unser Abendessen, nach dem wir uns frühzetig zu Bett begaben. Zwei Franzosen, die die Monte Perdido Nordflanke durchsteigen wollten und 2 Spanier mit unbekanntem Ziel komplettierten im Lauf des Abends noch die Hüttenbelegschaft.


Die doppelte Biwakschachtel Tuca Roya


Beim Frühstück

Sonntag, 28.08.2011

Nachdem die Spanier und Franzosen mit großem Getöse verschwunden waren, kochten wir mit dem restlichen, verbliebenen Esbit den letzten Kaffee und packten unsere 7 Sachen zusammen. Gegen 08:00 Uhr standen plötzlich 3 Läufer vor der Hütte. Es waren Teilnehmer am Monte Perdito extrem. Sie waren um 04:30 Uhr am Refugio de Pineta gestartet und auf dem Weg zu Refuge des Sarradets, Brèche de Roland, Refugio de Góriz, Collado Añisclo und zurück zum Refugio de Pineta.

Nach kurzen Reinigungsarbeiten setzten wir uns in Richtung Gavarnie in Bewegegung. Sehr behutsam stiegen wir die steile Rinne hinunter in den Cirque d'Estaubé, das Schneefeld rechts liegen lassend. Ein kurzer Gegenanstieg folgte am Borne de Tuca Roya und weiter ging es hinab über ein Blockfeld zum weitläufigen Almgelände im Cirque d'Estaubé. Eine gemütliche Querung führte uns zum Schlußanstieg zur Hourquette d'Alans (2.340 m). In und am uns bereits bekannten Refuge des Espuguettes (2.027 m) hatten wir noch einmal eine Rast eingelegt, bevor wir nach Gavarnie (1.365 m) abstiegen.

Da uns das gute Essen in der Gîte Gypaete von vor 3 Jahren noch bestens in Erinnerung war, wollten wir dort zum Abschluss einkehren. Aber es war niemand weder anwesend noch telefonisch zu erreichen. Auch die Tourist-Information konnte uns nicht helfen. Nach langem Warten gaben wir es auf und nahmen wieder mit der Gîte Auberge Oxygène vorlieb, wo uns der Wirt überschwänglich begrüßte. Auf das Abendessen hatte sich seine Freude leider nicht positiv ausgewirkt.

Montag, 29.08.2011

Der 09:30 Uhr-Maligne-Bus brachte uns nach Lourdes, wo wir um 11:15 Uhr eintrafen. Da der nächste Zug nach Paris erst abends ging, hatten wir viel Zeit, um uns das Heiligtum anzuschauen. Punkt 22:14 Uhr fuhr unser Zug ab. Das Abteil im Liegewagen teilten wir mit 3 weiteren Fahrgästen.

Dienstag, 30.08.2011

Mit 30-minütiger Verspätung kamen wir um 07:40 Uhr im Bahnhof Paris-Austerlitz an. Die Metro Linie 5 brachte uns zum Gare de l'Est, wo wir bis zur Abfahrt unseres TGV's um 09:09 noch genügend Zeit für ein Frühstück in einem Café hatten. In Kaiserslautern mussten wir bekanntermaßen in die S-Bahn umsteigen, die uns um 12:25 nach Neustadt brachte.

Eine wunderschöne unvergessliche Rundwanderung ist Geschichte. Ganz wichtig ist, dass wir trotz der Strapazen ohne Verletzung oder Erkrankung wieder nach Hause kamen.

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