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Pfälzer Weinsteig
25. - 29. Juli 2011

Fotos durch Mausklick vergrößern!!

Der Pfälzer Weinsteig ist einer der drei neuen Prädikatswanderwege in der Pfalz.

Die Pfalz-Touristik hat eine kostenlose Broschüre herausgegeben mit dem Titel „Die Pfalz – Die besten Wandertouren – 18 Empfehlungen“. Dazu gibt es eine Wanderkarte im Maßstab 1 : 155.000. Kontakt:Pfalz-Touristik e.V., Martin-Luther-Str. 69, 67433 Neustadt an der Weinstraße, Tel.: 06321 39160, info@pfalz-touristik.de. Die Internetseite www.pfaelzer-wanderwege.de bietet noch mehr als die gedruckte Broschüre. Selbstverständlich wird darin auch der Pfälzer Weinsteig kurz beschrieben. Nach der Karte kann man allerdings nicht wandern, aber sie bietet einen schönen Überblick. Eigentlich braucht man für diesen Weg keine Karten, da er sehr gut markiert ist. Um sich jedoch besser informieren zu können, empfehle ich folgende PWV-Karten im Maßstab 1 : 25.000:
Grünstadt und Stumpfwald (Blatt NP 2)
Mittel- und Unterhaardt mit Bad Dürkheim und Leiningerland (Blatt NP 4)
Oberhaardt von Neustadt/Wsr. bis Queichtal (Blatt NP 6)
Östlicher Wasgau mit Bad Bergzabern (Blatt NP 8)

Der Weg ist ca. 150 km lang. An Höhenmeterdifferenz habe ich etwas über 5.000 m gemessen.

Gerd Fouquet und ich sind diese Tour auch als Vorbereitung auf unsere Pyrenäenwanderung gegangen. Bei unseren vier Übernachtungen haben wir nur im Freien und in Schutzhütten biwakiert, um uns an das unbequeme Schlafen zu gewöhnen, das uns in den Pyrenäen erwartete. Zu diesem Übungsprogramm gehörte auch das Kochen und Verzehren einfacher Speisen. Neben profimäßiger Expeditionsnahrung diente uns auch der preiswertere handelsübliche Kartoffelbrei in Pulverform, der mit einer Instant-Suppe als Soße durchaus genießbar ist.

Am Startpunkt in Neuleiningen haben wir eine Info-Tafel vermisst. Den ersten Hinweis bekamen wir durch dieses Schild:


Erster Wegweiser


Neuleiningen

Nur durch die Angabe, dass es zur Burg Neuleinigen 0,1 km sind, kann man schließen, dass der Weg an dieser Burg beginnt. Auch bleibt man im Unklaren darüber, worin der Unterschied zwischen dem gelben und dem blauen Piktogramm mit den Wanderern besteht. Nun, blau ist der Hauptweg und gelb sind die Zubringerwege.

Bei herrlichem Sonnenschein stiegen wir hinab in die Weinberge, wobei sich der auf dem obigen Bild zu sehende schöne Blick auf Neuleiningen bot. Eine einzigartige sehr interessante Erscheinung sind die Blitzröhren bei Battenberg. Von der Burg Battenberg ist nicht mehr viel zu sehen, aber der idyllische Burggarten ist ein Besuch wert.


Blitzröhren bei Battenberg


Garten bei der Burgruine Battenberg

Als wir den Asphalt in Battenberg hinter uns gelassen hatten, führte uns der Weinsteig in den Wald hinein. Schade, dass der Weg nicht direkt am Ungeheuersee ( siehe auch PWV Weisenheim am Berg) vorbeigeht, sondern dass dieser nur als Abstecher markiert ist. Bestimmt werden viele diese zwei mal 500 Meter scheuen und somit eine schöne Idylle im Pfälzerwald versäumen.

Wenn man nicht gerade montags oder dienstags unterwegs ist, kann man im für eine Waldhütte etwas überteuerten Forsthaus Lindemannsruhe einkehren.

Dann folgten historische Sehenswürdigkeiten Schlag auf Schlag. Der Teufelsstein wird als germanischer oder keltischer Opferstein gedeutet. Die Heidenmauer war ein keltischer Ringwall. Der Kriemhildenstuhl (siehe auch unter Drachenfelsclub) war ein bedeutender römischer Steinbruch.


Teufelsstein bei Bad Dürkheim


Heidenmauer bei Bad Dürkheim (Teilansicht)


Kriemhildenstuhl bei Bad Dürkheim


Flaggenturm (im Volksmund Kaffeemühlchen gen.)

Dann stiegen wir nach Bad Dürkheim hinunter. Am Wegesrand lockt die Weinstube Zur Keschdedell außer montags zur Einkehr. Leider muss man sodann durch den ganzen Ort hindurchwandern, wobei sich natürlich eine Stadtbesichtigung anbietet. Durch Weinberge hindurch erreichten wir den Flaggenturm. Ein kurzer Abstecher führt zum Mundhardter Hof, der Gelegenheit zu Einkehr und Übernachtung bietet, außer montags und donnerstags. Nach Durchquerung des Poppen- und Wachenheimer Tales gelangten wir zur interessanten Burgruine Wachtenburg mit der gemütlichen Burgschänke, deren Öffnungszeiten auch an Montag und Dienstag vorbeigehen. Es ist schade, dass die Einkehrmöglichkeiten vielerorts beschränkt sind.

Ein weiteres Kulturdenkmal erwartete uns, die Heidenlöcher bei Deidesheim. Man sieht nicht viel, aber es ist dennoch sehr interessant, die Reste einer ausgedehnten frühmittelalterlichen Fliehburg betrachten zu können. Der Weg führt nun nach Deidesheim hinein. Wer dort, so wie wir, nicht übernachten oder sich nicht die Stadt ansehen möchte, kann auf dem Weinlehrpfad oder dem Wanderweg Deutsche Weinstraße den Ort links liegen lassen. Am Weinstraßen-Wanderweg gibt es einen schönen Picknickplatz mit Fernsicht. Schade, dass auf diese Alternative nicht hingewiesen wird.

Nach einer Biwaknacht am Weinbach marschierten wir weiter durch Königsbach und aufs Weinbiet hinauf. Nach der kargen Selbstversorgung am gestrigen Abend und heutigen Morgen genossen wir die reichlichen Portionen in der dortigen Pfälzerwaldvereins-Hütte. Von der Wolfsburg sind wir nicht dem Weg in die Stadt Neustadt gefolgt, sondern gleich ins Tal ab- und auf der Gegenseite zu Zigeunerfelsen und Nollenkopf aufgestiegen. Der Nollenkopf spielte eine Rolle im Pfälzischen Erbfolgekrieg, denn dort oben hatten sich die Franzosen mit ihren Kanonen verschanzt. Der Franzosenfelsen mit der Inschrift aus dem Jahre 1696 belegt dies. Sie hätten die Stadt beschießen können, taten es aber nicht, der Sage nach wegen der Liebesbeziehung der Neustadterin Kunigunde Kirchner mit dem französischen Kriegskommissar de Werth. Die Personen sind echt, auch ist aus der späteren Ehe ein Kind hervorgegangen, jedoch der wahre Grund, die Stadt zu verschonen, dürfte eher der gewesen sein, dass man ja nicht alles zerstören konnte, weil das Heer auch ein Quartier brauchte.

Schöne Wege führen den Weinsteig weiter, vorbei an Speierheld (der Name kommt von „Speyerer Halde“), Hambacher Bergstein und Sühnekreuz mit phantastischen Ausblicken auf Rheinebene und Odenwald und – das Hambacher-Schloß liegt einem zu Füßen. Der Weg führt nun hinunter zum Schloss und dann wieder hinauf zur Hohen Loog. Hier muss ich leider die Wegführung ernsthaft kritisieren. Ein wunderschöner Pfad vom Sühnekreuz zur Hohen Loog bietet sich an, als Weinsteig ausgewiesen zu werden. Bei einem Eintrittspreis von 4,50 € möchte man das Schloss und die Ausstellung schon ausgiebig besichtigen. Das kostet einen halben Tag. Welcher Weinsteig-Wanderer nimmt sich diese Zeit? Da wäre es doch sinnvoller gewesen, den Weg zum Schloss als Abstecher zu markieren. Dabei hätten sich auch realistischere Entfernungsangaben ergeben, denn dieser Schlenker vergrößert die Distanz zum nächsten Punkt.


Ringelnatter beim Speierheld


Der Dichterhain bei St. Martin

Nach einer weiteren Biwaknacht ahnten wir noch nicht, wie lang der heutige Tag werden sollte. Vorbei an Bildbaum und dem stark frequentierten Parkplatz Hahnenschritt führt der Steig hinauf zum höchsten Punkt des Pfälzerwaldes, der Kalmit (672,6 m). Hier bietet sich eine phantastische Aussicht in die Rheinebene mit dem Rebenmeer der Weinstraße und hinüber zum Odenwald. Mittwochs (außer im Winter) und an Wochenenden lockt die PWV-Hütte zur Einkehr. Hinter dem Kalmit-Parkplatz wartet ein weiteres Highlight auf den Wanderer, das Felsenmeer. Dieses sollte man zwei Mal genießen, einmal obendrüber mitten durch das Felslabyrinth (weiß-grüner Balken) und auch unterhalb vorbei auf dem Weinsteig, um die imposanten Felsen in voller Größe betrachten zu können. Ein weniger schöner steiniger Weg führt hinunter ins St. Martiner Tal. Hier schlage ich eine wesentlich schönere Alternative vor: Mit der Markierung „weiße Scheibe“ zur Wolselquelle und dann idyllisch am Bach entlang über Holzbrückchen zum Waldhaus Wolsel, das leider nur freitags und samtags ab 18:30 Uhr geöffnet ist. Ein kleiner Abstecher führt hinüber zum Rasthaus an den Fichten, in das man von Dienstag bis Sonntag einkehren kann. Rechts der Totenkopfstraße gelangt man dann zum Bellachini-Weiher. Ein Abstecher in das malerische Dorf Sankt-Martin lohnt sich allemal.

Vom Weiher geht’s hinauf zum Bellachini-Brunnen. Franz Schweizer aus St. Martin war der berühmte Magier Bellachini. (Diese Website klärt auf. Achtung: Zuerst öffnet sich die Homepage, dann „finden“ anklicken und den Suchbegriff „Bellachini“ eingeben, dann „Kurzbiographie Franz Schweizer“ anklicken). Nur wenige Meter oberhalb kann man bei Regen Schutz suchen in der Tina-Will-Blick-Hütte. Vorbei an den Schwalbenfelsen führt der Weg zum Dichterhain. Dort sind die Reliefs von drei Pfälzer Mundartdichtern auf einer großen senkrechten Felsplatte eingemeißelt: August Heinrich, besser bekannt als „Bellemer Heiner“, Lina Sommer und der mir weniger bekannte Dichter und Stadtpfarrer von Edenkoben, Fritz Claus.

Vorbei an der St. Ottilia-Kapelle gelangten wir ins Edenkobener Tal, um dann zum Hilschweiher und zur Villa_Ludwigshöhe weiter zu wandern. An Wochenenden gibt es hier viel Betrieb. Zum einen wegen der Talstation der Sesselbahn zur Rietburg, zum andern wegen den Besucherströmen zum ehemaligen Sommersitz des bayerischen Königs Ludwig I. Außer der Villa selbst lädt vor allem die dortige Max-Slevogt-Galerie zum Besuch ein. Nun folgte ein interessantes und lustiges Stück Weg, das Pussierpädel. Viel Arbeit haben sich hier die Holzschnitzer gemacht, die aus einer ganzen Reihe von Baumstümpfen und in Baumrinden hinein Figuren geschnitzt und teils noch mit weiteren Figuren bereichert haben.


Geschnitzter Hinweis aufs Pussierpädel


Figuren am Pussierpädel

Vorbei an der Mariengrotte erreichten wir das Landgut Buschmuehle,das leider auch montags und dienstags geschlossen und außer an Sonn- und Feiertagen auch nur abends geöffnet ist. Auf breitem Forstweg erreicht man sodann die St. Anna-Hütte des Pfälzerwald-Vereins Burrweiler, die mittwochs und sonntags, von Juli bis Oktober auch samstags geöffnet ist. Sie ist nach der nur wenige Meter entfernten St. Anna Kapelle benannt. Von hier hat man eine schöne Aussicht in die Rheinebene.

Nun folgte eine lange Etappe durch den Wald. Wir haben uns gefragt, wie das mit einem „Weinsteig“ zu vereinbaren ist, zumal von der Trifelsblick-Hütte aus ein weiter Bogen gespannt wird über das Ramberger Waldhaus Drei Buchen und die interessante Burgruine_Neuscharfeneck zur Landauer Hütte. Ohne Zweifel schöne Waldwege mit einer sehr interessanten Burgruine, aber Weinberge sind weit und breit nicht zu sehen. Eigentlich wollten wir vor der Landauer Hütte biwakieren. Da das Wetter sehr unbeständig war, beschlossen wir, bis zur Schutzhütte an der Holderquelle zu gehen, womit wir einen langen Wandertag nochmals verlängerten. Wir stiegen ab nach Dernbach, vorbei am Dernbacher Haus. Diese Hütte ist nur montags geschlossen. Wer montags wandert, legt am besten einen Fastentag ein oder ist fürs Picknicken ausgerüstet. Ängstlich schauten wir ständig zum Himmel hinauf. Dennoch kam der Regenguss überraschend. Wir hatten Glück und konnten uns unter ein Dach an einem leer stehenden Trakt des Sanatoriums Eußertal retten. Über eine Stunde schüttete es. Wir hatten uns schon mit dem Gedanken vertraut gemacht, hier übernachten zu müssen. Wasser gab's ja genug von oben. Aber der Regen ließ nach und wir brachen auf, in der Hoffnung, noch vor Einbruch der Dunkelheit die Holderquelle zu erreichen.

Ein steiler, nach dem Regen sehr rutschiger Forstweg führte uns hinunter nach Gräfenhausen. Als wir aus dem Wald heraustraten, lag neben Feldern ein Wingert vor uns. Ein weiterer war verwildert. Aber immerhin, mitten im Pfälzerwald Weinbau, und dazu noch einer mit alter Tradition. Seit über 650 Jahren wird hier Spätburgunder angebaut. Nach einer so langen Waldstrecke ist dieses Weindorf eine echte Überraschung. Die letzte heutige Etappe, steil hinauf zur Holderquelle forderte meine letzten Reserven heraus. Es wurde schon dunkel; schnell schlugen wir als erstes unser Nachtlager auf, bevor Gerd unser Essen zubereitete.

Heinrich Holder, ehemaliger Vorsitzender der PWV-Ortsgruppe Annweiler, ist der Namensgeber für diese Quelle mit Brunnen. Seine Leidenschaft als Bergsteiger bezahlte er 1908 bei einem Absturz in der Schweiz mit dem Leben. Ein Vers aus seinem dichterischen Wirken ist am Brunnen in Stein gemeißelt:

Ich möchte nicht im Tal verderben,
Den letzten Blick beengt von Zwang.
Auf einem Berge möcht' ich sterben
beim gold'nen Sonnenuntergang.

Diesen Vers habe ich in einige Gipfelbücher geschrieben.

Unsere Kleider konnten in der feuchten Nacht kaum trocknen. Ein heißer Kaffee wärmte uns am nächsten Morgen etwas auf, bevor wir unsere Wanderklamotten anzogen, zusammenpackten und loszogen.


Die Holderquelle im Morgennebel


Frühstück an der Holderquelle

Als wir in Annweiler ankamen, schien wieder die Sonne, sodass wir in der Markwardanlage, dem Kurpark Annweilers, nach einem Besuch beim Bäcker auf einer Parkbank gemütlich frühstücken konnten. Vorbei an der Burgdreifaltigkeit, Trifels, Anebos und Scharfenberg, erreichten wir die Ruine Neukastel und den Slevogthof. Endlich taucht man nun wieder in das Rebenmeer der Deutschen Weinstraße ein. Nach Passieren des malerischen Weindorfes Leinsweiler bietet sich wieder Burgenromantik mit den Ruinen Madenburg und Landeck. Welch Freude, die Schänke in der Ruine Landeck ist auch montags geöffnet. Nach nur wenigen Metern gelangt man in das nächste Weindorf, Klingenmünster.


Blick auf Leinsweiler mit Slevogthof


Madenburg

Um in einer Schutzhütte übernachten zu können, nahmen wir noch einen Umweg über den Karlsplatz in Kauf. Kaum dort angekommen überraschte uns ein heftiger Regenschauer. Von hier aus wanderten wir direkt nach Bad Bergzabern. Der Weinsteig führt jedoch über das Muskatellerdorf Gleiszellen und Pleisweiler. Vor Bad Bergzabern hat man die Möglichkeit, sich bei schlechtem Wetter in einer Hütte unterzustellen. Kurz hinter Bad Bergzabern steht wiederum eine Unterstandshütte; dies wird doch wettermäßig gesehen kein schlechtes Omen bedeuten? Nein, im Gegenteil. Da es ja auch in der Pfalz Regenwetter gibt, sollten an einem Prädikatswanderweg viel mehr solcher Hütten existieren.


Rathaus in Dörrenbach


Blick auf Schweigen

Nun erreichten wir das malerische Dörrenbach mit seiner imposanten Wehrkirche und den schönen Fachwerkhäusern. Der letzte längere Anstieg führte uns zum Stäffelsbergturm, der leider wegen Instandsetzungsarbeiten gesperrt war. Entlang des erst vor kurzem eröffneten Westwall-Wanderweges und über die Burgruine Guttenberg wanderten wir durch Wald und zuletzt durch Weinberge nach Schweigen zum Deutschen Weintor, dem Endpunkt des Pfälzer Weinsteiges. Mit Bus und Bahn kamen wir wieder nach Hause.