Home

Alpen

Pyrenäen

Abruzzen

Hoher Atlas

Himalaya

Deutsche Mittelgebirge

Inselwandern

Tipps


Impressum







 www.wander-mueller.de 






(Siehe einen weiteren Wanderbericht von 2010 mit vielen schönen Fotos unter http://www.dgg-hagen.de/ReiseberichtKorfu2010.htm)


2002

Corfu Trail

Erstbegehung durch den Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion Neustadt



Die Griechen wandern nicht. Zu Fuß gehen ist Arbeit, keinesfalls Vergnügen. Mit einer Ausnahme: Unser Wanderführer Costas. Aber er ist ein atypischer Grieche, ein Naturmensch, der sich während der Wanderung hauptsächlich von Kräutern am Wegesrand ernährt. Die Blüten vom Salbeistrauch eignen sich viel besser für den Tee als die Blätter, sagt er. Aha, wieder etwas gelernt. Und sie schmecken auch gut. Egal ob Salbei, Oregano, Zistrosen, Schalotten, alles schmeckt gar nicht schlecht und ist soo gesund.

Land und Leute haben wir kennengelernt. Die Leute weniger; siehe oben. Aber freundlich sind sie. In den Bergdörfern wurden wir mit überschwenglicher Freude begrüßt. Das war ein „Jassas“ (Hallo), ein „Kaliméra“ (Guten Tag), ein Winken und Lachen, als wir durch die Bergdörfer zogen, als wenn wir bei einem Festzug mitmachten.

Bergdörfer... Wie schön, daß der Corfu Trail nicht in die Touristenhochburgen, sondern in die einsame Natur führt und durch verschwiegene Dörfer. Aber die haben ein Problem: Abwanderung der Jugend in die Stadt. Da ist nichts los, auf dem Land. Die Tavernen bieten meist nur etwas zum Trinken. Etwas zu essen mußten wir selbst mitbringen. Nichts war’s also mit der erhofften einheimischen Kost unterwegs. Aber dafür wurden wir abends entschädigt. Griechische Küche, die erste Woche in der Hauptstadt Kerkyra (Korfu) in einem der besten Restaurants. Z.B. die Moussaka, hm, die beste meines Lebens... In der zweiten Woche wurden wir im Norden der Insel im St. George's Bay Country Club verwöhnt, einer Oase der Ruhe, direkt am Strand, mit Palmen, Bananenstauden, Jasminsträuchern, Agaven, Passionsblumen und vielem mehr. Der Bustransfer zu den jeweiligen Start- und Endpunkten der Tagesetappen klappte hervorragend.

Die Ionischen Inseln, zu denen Korfu gehört, sind grün, im Gegensatz zu den Inseln in der Ägäis. Üppig wuchernde Natur pur. Rosa blühende Judasbäume leuchteten aus dem dunklen Grün der Wälder, ganze Berghänge waren vom Ginster gelb gefärbt, von Bodendeckern rosarot. Und die Orchideen. Knabenkraut sowieso, aber auch seltene Exemplare: Das Rosarote Waldvöglein mitten auf dem Weg. Hummelragwurz, in Mengen, wie man es selten erlebt. Zypressen, mehr als in der Toskana. Und die Olivenbäume; 3 bis 5 Millionen sollen es sein. Dicht beisammen stehend, hoch gewachsen, weit ausladend, immer grün, bieten sie selbst bei gleißendem Sonnenschein ein gespenstisch dunkles Szenarium unter ihrem dichten Dach aus Baumkronen, das durch die zum Auffangen der herabfallenden Oliven auf den Boden gelegten schwarzen Netze noch verstärkt wird. Die meisten Oliven wandern in die Ölmühle. Der Salat mit dem Öl der ersten Pressung - ein Gedicht!

Der Corfu Trail wurde neu geschaffen. Umweltfreunde, keine Bange - es wurden keine Wege neu geschoben, sondern alte Saumpfade vom Dickicht befreit, Wirtschaftswege einbezogen und alles markiert. Der Weg führt abwechslungsreich in Nord-Süd-Richtung mit einigen Schleifen längs über die Insel. Hochgebirgsähnliche Landschaft am Pantokrator (915 m) wechselt mit verschlungenen steinigen Pfaden durchs Dickicht, Panoramawege wechseln mit Küstenwegen über schroffen Fels und feinen Sand direkt am Strand.

Natur pur, aber auch etwas Kultur. Auf „Kaizer’s Throne“ bei Pelekas folgten wir den Spuren Kaiser Wilhelms II., der von hier aus gerne den Sonnenuntergang beobachtete. Wunderschön der Blick auf das an einer bizarren Felsküste gelegene Kloster von Palaiokastritsa. Obligatorisch der Besuch des auf einer winzigen Insel vor den Toren Kerkyras gelegenen Vlachema-Klosters. Und nochmals kaiserlich, und zwar gleich doppelt: Das Achilleion. Ferienresidenz der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sisi) und später des deutschen Kaisers Wilhelm II.

224 km ist er lang, der CT. Die Urkunden über die Erstbegehung, die wir 18 Alpenvereinsmitglieder von der Stiftung Corfu Trail am 19. April überreicht bekamen, beweisen es. Aber: Wie kommt ausgerechnet unsere Sektion zu der Ehre, die Erstbegehung eines griechischen Weitwanderweges unternehmen zu dürfen? Da muß ich ein bißchen Ehre weitergeben an die Initiative der Weit- und Fernwanderer (I.W.F.). Als deren 1. Vorsitzender hatte ich Kontakt aufgenommen zum DAV-Hauptverein in München. Und so kam es, daß sich die Stiftung Corfu Trail mit ihrer Anfrage bezüglich Wegmarkierungen über den DAV an meine Wenigkeit wandte.

Alle Gäste des Clubhotels profitierten von uns, denn es gab zum Abschluß eine Korfiotische Tafel „anläßlich der offiziellen Erstbegehung des Weitwanderweges Corfu Trail durch den Deutschen Alpenverein“.

Alwin Müller