Einführung

Der Nollenkopf, kurz Nollen genannt, ist wohl der Hausberg Neustadts. Dabei liegt nur der Nordhang unterhalb des Römerweges auf Neustadter Gemarkung. Ansonsten ist der Berg ein echter Hambacher. Ursprünglich war auch der Nordhang des Berges bis hinunter zum Speyerbach mit Wald bestanden. Er wurde von den Neustadtern seit alters als Lieferant für Streu, Brenn- und Bauholz sowie zur Waldweide genutzt. Diese weitgehend ungeregelten Nutzungen setzten dem Wald über die Jahrhunderte so stark zu, dass er allmählich einen lichten Charakter mit schütterer Krautvegetation und verstreut stehenden Einzelbäumen angenommen hatte.

Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Einwohnerzahl Neustadts durch Zuzug und steigende Geburtenzahlen zunahm, sahen sich die Stadtväter gezwungen, zusätzliches Ackerland zur Ernährungssicherung insbesondere ärmerer Bevölkerungsteile zu erschließen. Da die damalige Flur der Gemarkung Neustadt recht klein und schon vollständig landwirtschaftlich genutzt war, kam hierfür nur die Rodung weiteren Waldes in Frage. So ließ die Stadt zwischen 1800 und 1820 den Nordhang des Nollenkopfes unterhalb des Römerweges etwa zwischen dem Nordrücken und dem heutigen Herz-Jesu-Kloster zu Ackerland roden, eine Fläche von fast 40 ha Größe. Seit 1809 musste dort jeder Neubürger einen städtischen Pachtacker bewirtschaften.

Die Erschließung des sogenannten „Neuberges“ markiert den Beginn der planmäßigen Umgestaltung des Nollenhanges. Die Grundnahrungsmittelproduktion stand hier Jahrzehnte lang im Vordergrund, bevor im Zuge der wirtschaftlichen Blüte nach der Reichsgründung 1871 allmählich „Kunstanlagen“ am Hang Einzug hielten. Den Anfang machte bereits ab 1860/78 das „Nollenwäldchen“ zwischen dem heutigen Straßenzug Von-Wißmann-Straße- bzw. Lüderitzstraße und dem Römerweg, ein durch Spazierwege erschlossener Edelkastanienhain. Ihm folgte 1866/75 als erste „klassische“ Parkanlage die „Ludwigslust“ nördlich und östlich des heutigen Schützenhauses, dann 1880 der als Festplatz konzipierte „Karolinenhain“ im Bereich des heutigen Leibniz-Gymnasiums. Die Verbindung zwischen dem Bahnhof und dem Stadtwald wurde 1884/85 ab der Zwockelsbrücke zu einer prächtigen Platanenallee ausgebaut und später nach ihrem Mäzen „Hauberallee“ bzw. seiner Ehefrau „Karolinenstraße“ benannt. An diesem Straßenzug entstanden in der Folge (1895-1920) auch repräsentative Wohnhäuser. Im Jahr 1892 wurden dann auf der Fläche, die der Neubau der Realschule vom „Karolinenhain“ übrig gelassen hatte, die kleineren „Realschulanlagen“ angelegt.

Als größte Parkanlage am Nollenhang wurden zwischen 1892 und 1898 die „Axtwurf-Anlagen“ auf dem Nordrücken des Nollenkopfes geschaffen. Waren sie anfangs als Landschaftspark unter Einbeziehung der vorhandenen Solitärbäume geplant, so entwickelten sie durch die Anpflanzung Hunderter Bäume schon bald waldartigen Charakter.

Zwischen 1897 und 1902 wurde die verbliebene Lücke zwischen „Axtwurf-Anlagen“, Karolinenstraße (heute Hauberallee), Holzabfuhrweg (heute Von-Wißmann-Straße) und Realschule durch die Anlage des so genannten „Stadtparks“ geschlossen. 1898/99 schließlich entstand mit der „Hauber-Anlage“ westlich der Realschule die letzte und wegen des monumentalen Brunnens und der Germania-Statue auch finanziell und künstlerisch aufwändigste Anlage am Nollenhang.

1916 wurde zwischen „Stadtpark“ und „Nollenwäldchen“ auf verbliebenen Magerwiesen mit überregional bedeutsamen Vorkommen seltener Pflanzenarten dann noch das „Pflanzenschutzgebiet am Nollen“ ausgewiesen. Dieses kleine Naturreservat umfasste auch ein Vogelschutzgehölz.

Bis um 1900 waren so mit einer Fläche von rund 15 ha und 7,1 km Spazierwegen die damals größten zusammenhängenden Parkanlagen der Pfalz entstanden. Die Bedeutung der Anlagen am Nollenhang als Ausflugsziel nicht nur für die Einwohner Neustadts kam auch darin zum Ausdruck, dass ab 1879 vom Neustadter Verschönerungsverein und dem Verkehrsverein mehrfach von der Direktion der pfälzischen Eisenbahnen die Einrichtung eines Haltepunktes im Schöntal am Hangfuß gefordert wurde. Aus technischen und finanziellen Gründen wurde dies jedoch ebenso verworfen wie 1927 die Idee einer Straßenbahn („Panoramabahn“) vom Hauptbahnhof über Karolinenstraße und Hauberalle an den Parkanlagen vorbei zur Königsmühle und über den gegenüber liegenden Talhang „Sonnenweg“) zurück.

Sieht man von der „Verlegung“ des „Karolinenhains“ infolge des Realschulbaus 1891/92 einmal ab, so begannen Niedergang und Aufgabe der Anlagen am Nollenhang mit dem Ersten Weltkrieg. Noch im Krieg wurde das „Pflanzenschutzgebiet“ als Militärübungsgelände zweckentfremdet. Ein 1920 errichteter Zaun schützte es notdürftig, bis es nach 1945 aufgelassen und Baugebiet wurde. Als nächstes traf es die „Ludwigslust“, die ab 1919 sukzessive als Parkanlage aufgelassen wurde. Wenig später hätte das „Nollenwäldchen“ kahl gehauen werden sollen. Der Einsatz des ehrenamtlichen Naturschutzes verhinderte 1920 noch einmal die Fällung des prächtigen Kastanienwaldes. Nach 1950 wurde jedoch auch dieser überbaut. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden am Hang auch die verbliebenen Äcker und Nutzgärten zwischen den Anlagen aufgegeben und der Sukzession überlassen. Kaum mehr in der alten Pracht gepflegt und in der Substanz erhalten werden konnten nach dem Zweiten Weltkrieg auch die Platanen in der Karolinenstraße und Hauberallee sowie die Axtwurf-, Stadtpark-, Hauber- und Realschulanlage.

Der Stadtpark schrumpfte durch Bebauung der Begrenzungsstraßen auf einen kümmerlichen Rest, der ebenso wie die gesamten Axtwurfanlagen bis heute Hochwaldcharakter annahm.

Mit freundlicher Genehmigung aus: Klaus Hühnerfauth - Axel Rehe, Die ehemaligen Parkanlagen am Nollen in Neustadt an der Weinstraße, Sonderdruck der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz